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Gina interessierte sich früh für Wirtschaft und Politik. Ihr Vater hatte sie
schon als junges Mädchen zu Geschäftsverhandlungen und Besuchen bei Politi-
kern und Staatsoberhäuptern mitgenommen. Ihn erfüllte eine tiefe Verachtung
für Umweltschützer und jegliche staatliche Regulierung der Wirtschaft. Diese
Gefühle und Werte vermittelte er seiner Tochter, die ihn tief verehrte. Als jun-
ge Frau studierte Gina Rinehart BWL, gab aber bald auf, da ihr die Dozenten
zu »links« waren. Ihr wirtschaftliches Ideal ist das autokratisch regierte Singa-
pur, aber sie erwähnt auch immer wieder Ludwig Erhards Wirtschaftsreformen
im Deutschland der 1950er Jahre als Vorbild. »Er hat die Bürger von der Bürde
staatlicher Planung befreit und ihnen erlaubt, sich selbst Wohlstand zu schaf-
fen«, schrieb sie. In Australien ist ihr alles zu reguliert. Unternehmenssteu-
ern, Umweltschutz, CO 2 Abgabe, Arbeitsschutzbestimmungen und Mindestlöh-
ne sind Gina Rinehart ein Dorn im Auge.
»Australien ertrinkt in Bürokratie und Umweltauflagen«, beschwert sie sich
immer wieder in Artikeln in einer von ihr gesponserten Fachzeitschrift. Sie
träumt von einer »besonderen Wirtschaftszone« im Norden Australiens ohne
Umweltschützer, staatliche Regulierung und hohe Löhne. Sie möchte Gastar-
beiter aus Asien beschäftigen - schon aus »humanitären« Gründen. »Man be-
denke nur das Elend der Armen in unseren Nachbarländern. Wenn wir ihnen
die Möglichkeit geben, hier zu arbeiten, können sie Nahrung, Kleidung und Me-
dizin für ihre Familien kaufen.« Ein Teil ihres Traums wurde bereits wahr: Die
australische Regierung genehmigte Rinehart 1700 spezielle »Gastarbeitervisa«
zur Erschließung ihres bisher ehrgeizigsten Projekts, der »Roy Hill«-Eisenerz-
mine in Rineharts geliebter Pilbara. Kritik an diesen Plänen toleriert sie nicht.
Gina Rineharts Biografin Adele Ferguson, die nur per E-Mail mit Rinehart
verkehren konnte, bezeichnet ihr Verhältnis zu den Medien und ihrer Umwelt
als »paranoid«. Ein ehemaliger konservativer Politiker und enger Berater Rine-
harts, Michael Yabsley, urteilt ähnlich. »Sie traut niemandem. Man muss sich
nur einmal ansehen, wie oft sie ihre Mitarbeiter wechselt.« Jeder, der Gina Ri-
nehart nicht zustimmt oder im Wege steht, wird ihr Feind, den sie unbarmher-
zig verfolgt. Sie ist ständig in Rechtsstreitigkeiten verwickelt und kämpft, bis
ihren Gegnern das Geld ausgeht. Sie stritt selbst mit ihrem angebeteten Vater,
als er nach dem Krebstod ihrer Mutter seine um Jahre jüngere, Luxus liebende
Hausangestellte heiratete. Seine Reaktion war grausam: »Wenn du schon kei-
nen Gedanken an mein Wohlergehen verschwendest, dann lass mich dich we-
nigstens so im Gedächtnis behalten, wie du einmal warst: die schlanke, talen-
tierte, attraktive junge Frau unseres Wake Up Australia -Flugs und nicht der
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