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fängnisses in Melbourne. Drinnen drängten sich die Journalisten. Ned Kelly
erschien »blass, aber gefasst«, so berichteten sie später. Ein irischer Priester
sprach ein Gebet. Ned Kellys letzte Worte waren lakonisch kurz, so will es der
Mythos: »Ja, so ist das Leben!«
Der Kelly-Mythos hat überlebt. Auch heute noch bewundern viele Australier
seinen Mut, seine Auflehnung gegen die Obrigkeit und seine tief verwurzelte
Respektlosigkeit.
Heute kann man den Spuren der Kellygang und des Goldrauschs in Victoria
und Teilen von New South Wales nachreisen. In Ballarat gibt es eine Goldmine,
in der man lernen kann, wie die ersten Diggers nach Gold suchten. Schmiede
und Hutmacher arbeiten in den Schaugeschäften der wieder erbauten Goldgrä-
berstadt. In den kleinen Orten um Ballarat herum gibt es die ältesten Theater,
Pubs und Hotels Australiens - und überall sehr guten Wein und luxuriöse Bed-
and-Breakfast-Pensionen. Beechworths Gebäude aus der Goldrauschzeit, dar-
unter auch das Gerichtsgebäude, in dem Ned Kelly so oft erschien, sind beson-
ders schön restauriert. In Wangaratta, Greta und Glenrowan leben heute noch
Nachkommen der Kellygang .
Föderation und Kriege
Mit dem Wirtschaftsboom und dem neuen Wohlstand nach dem Goldrausch
wuchs das Selbstbewusstsein der mittlerweile sechs Kolonien auf dem fünften
Kontinent. 1901 schlossen sie sich zum Bundesstaat Australien mit einem eige-
nen Bundesparlament zusammen. Das Staatsoberhaupt blieb aber die britische
Königin - damals repräsentiert durch den nach Australien entsendeten Gene-
ralgouverneur. Aus dem Mutterland übernahmen die Australier auch das Zwei-
kammersystem. Allerdings entschieden sie sich für einen Senat mit direkt ge-
wählten Ländervertretern wie in den USA und nicht für ein House of Lords,
ehemals eine Vertretung des Adelsstands. Einige der reichen australischen
Landbesitzer hatten das zwar erwogen, aber ihr Vorschlag wurde von der Mehr-
heit der Kolonialisten mit Gelächter zurückgewiesen.
Es ist dunkel am frühen Morgen in Martin Place, am Kriegerdenkmal mitten
in Sydney. Es regnet, doch der Platz ist voll mit dunkel gekleideten Menschen
und Soldaten in Ausgangsuniform. Ein Minister und ein General legen Kränze
nieder. Eine junge Soldatin spielt den Zapfenstreich zu Ehren der Gefallenen.
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