Travel Reference
In-Depth Information
die Arbeit zahlreicher Selbsthilfeorganisationen der Ureinwohner informieren.
Es werden Geld für gute Zwecke und Unterschriften für politische Kampagnen
gesammelt. Universitäten werben um indigene Studenten. Dazwischen bieten
Französinnen mit roten Beréts leckere Crêpes an. Zwei Vietnamesen verkaufen
holländische Pfannkuchen. Es gibt Spezialitäten aus dem Sudan, Chutneys mit
traditionellem Bushfood aus der Wüste und Eis vom Italiener. Kinder und Ju-
gendliche tanzen vor der Bühne. Die Atmosphäre ist locker, fröhlich, selbstbe-
wusst. Der Sender der örtlichen Ureinwohner, »Koori Radio«, hat die Veran-
staltung organisiert. Alkohol und Drogen werden nicht geduldet.
Seit 1967 hat sich in Australien viel verändert. Die ehemaligen Reservate und
Missionsstationen werden heute von den Ureinwohnern selbst verwaltet. Nach
zahlreichen Streiks und Protestaktionen müssen Aborigines auf Farmen und
Stations heute genauso bezahlt werden wie andere Arbeiter. 1992 wurden die
Aborigines von den australischen Gerichten zum ersten Mal als Ureinwohner
Australiens anerkannt.
Bis dahin galt die Rechtsauffassung, dass das Land bei Ankunft der ersten
europäischen Siedler unbewohntes Land gewesen sei. Das gab den Neuan-
kömmlingen die Möglichkeit, den fünften Kontinent untereinander aufzuteilen
- ohne lästige Verhandlungen, Verträge oder Entschädigungszahlungen an die
Ureinwohner. 1992 verwarf das höchste australische Gericht diese Auffassung.
Seitdem können die ersten Australier Nutzungsansprüche auf sogenanntes
Kronland stellen, Land, das sich nicht in Privatbesitz befindet. Allerdings müs-
sen die Aborigines dafür beweisen, dass sie die traditionellen Besitzer oder Hü-
ter des Landes sind. Doch der Nachweis spiritueller oder Brauchtumsbindun-
gen an das beanspruchte Land ist schwer zu führen, auch weil kulturelle Ver-
bindungen abgerissen sind.
Trotzdem haben die Ureinwohner es in den letzten Jahren geschafft, fast
2000 lokale und regionale Abkommen mit Regierungen, Behörden, Landbe-
sitzern und Unternehmen abzuschließen. Diese sind sehr unterschiedlich. In
einigen wird das Nutzungsrecht der örtlichen Aborigines auf traditionellem
Land geregelt, oder es werden Schutzzonen für heilige Stätten oder kulturell
bedeutende Orte vereinbart. In anderen werden Projekte wie Bergbau oder
Tourismus auf traditionellem Land gegen regelmäßige Tantiemen an indigene
Gruppen, garantierte Arbeitsplätze, Ausbildungsplätze und Stipendien für jun-
ge Aborigines erlaubt. In wieder anderen gehen Aborigines mit Unternehmen
Partnerschaften ein oder regeln geschäftliche Abmachungen zwischen interna-
tionalen Konzernen und Serviceunternehmen örtlicher Ureinwohner.
Search WWH ::




Custom Search