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ten täglich. Die Freedom Rides orientierten sich an dem Vorbild der Aktionen
amerikanischer Bürgerrechtler. In Landstädten wie Moree oder im historischen
Kempsey wurden die schwarzen und weißen Studenten von der weißen Bevöl-
kerung oft mit großer Feindseligkeit empfangen. »Die Leute sagten uns dort:
Was wollt Ihr denn? Unseren Schwarzen geht es doch gut. Sie wissen, wo sie
hingehören, sie sind zufrieden mit ihrem Leben neben Müllhalden, in verfallen-
den Häusern oder Hütten, ohne funktionierendes Gesundheitssystem, ohne Ar-
beit oder die Chance, etwas zu lernen oder zu studieren.«
In einem Altenheim von Kempsey erinnerten sich 30 Jahre später vier alte
Damen bei einer Tasse Tee an die Zeit vor dem Referendum von 1967. Als
Aborigines konnten sie damals nicht in die allgemeinen öffentlichen Schulen
gehen, sondern mussten sich mit einer viel schlechteren Schule im alten Re-
servat begnügen. Im Krankenhaus gab es eine abgetrennte Abteilung für die
Aborigines. Betten und Laken waren mit dem auch damals schon als Schimpf-
wort gebrauchten Wort ABO gekennzeichnet. Männer, Frauen und kleine Kin-
der mussten sich einen kleinen Anbau des eigentlichen Hospitals teilen. Frauen
brachten dort gleich neben den Männern ihre Kinder zur Welt - eine unmög-
liche Situation für die Ureinwohner. Wollten indigene Australier das Kino be-
suchen, mussten sie zuerst den Manager ihres Reservats um Erlaubnis fragen.
Dann mussten sie warten, bis das Licht im Kino erloschen war, bevor sie sich
auf die billigen Plätze ganz vorne schleichen durften. Restaurants und Cafés
in Kempsey verweigerten ihnen den Zutritt. Sie durften Mahlzeiten kaufen,
mussten sie aber draußen verzehren. »Und wir durften keine Kleider anprobie-
ren, wenn wir einkaufen wollten. Vielleicht hatten sie Angst, dass wir abfärben
könnten.« In fast allen Landstädten war die größte Attraktion im heißen Klima,
das öffentliche Schwimmbad, für Aborigines gesperrt. Die jungen Aktivisten der
Freedom Rides deckten dies auf, indem sie gemeinsam mit örtlichen Aborigines
an den Kassen der Pools auftauchten. Allen weißen Aktivisten wurde der Zutritt
gestattet. Alle schwarzen Besucher wurden abgewiesen und teilweise gewaltsam
entfernt. Sie wurden geschlagen, bespuckt und mit Abfall beworfen.
Diese Bilder schockten die Mehrheit der Australier, die selten Ureinwohner
trafen. Was sie auf ihren Bildschirmen sahen, entsprach kaum dem egalitären
und humanitären Idealbild, das sie von sich hatten. Am 27. Mai 1967 stimmten
90,77 Prozent der australischen Wähler dem über zehn lange Jahre vorbereite-
ten Referendum zu. Faith Bandler erinnerte sich auch noch nach über 30 Jah-
ren genau an diesen Augenblick. Ihre Augen strahlten und füllten sich mit Trä-
nen der Freude. »Dafür hatten wir über zehn Jahre gekämpft, oft rund um die
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