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und ein paar weitere Frauen starteten die lange Kampagne für ein Referendum.
Faith Bandler war keine Ureinwohnerin, doch ist sie für mich eine typische Aus-
tralierin. Ihr Vater war einer der 60 000 - 80 000 Menschen, die von den
Südseeinseln nach Queensland in Australien eingeschleppt worden waren, um
dort zum großen Teil als Sklaven auf Zuckerrohrplantagen zu arbeiten. Er ent-
kam und heiratete eine Australierin indisch-schottischer Abstammung. Tochter
Faith, Menschenrechtlerin und ein engagiertes Mitglied der Friedensbewegung,
heiratete Hans Bandler, einen jüdischen Ingenieur aus Wien, der vor den Nazis
fliehen musste. Ab Anfang der 1950er Jahre setzte sie sich intensiv für sozia-
le Gerechtigkeit und die Gleichberechtigung der ersten Australier ein. »Selbst
im liberalsten Bundesland Australiens, in New South Wales, wurde das Leben
aller Aborigines ganz und gar vom Aboriginal Welfare Board kontrolliert. Sie
wurden in sogenannte Reservate gebracht, die sie nicht ohne Genehmigung ver-
lassen durften. Und niemand, selbst die eigenen Verwandten nicht, durften die
Menschen in den Reservaten ohne die Genehmigung des Managers besuchen.«
Die Frauen starteten ihre Kampagne in den Städten. Sie hielten Vorträge
in Stadthallen und Frauenvereinen, zeigten Filme, in denen die beschämenden
Lebensumstände der Ureinwohner gezeigt wurden. Die Frauen waren gewandt,
elegant und zielstrebig. Sie erreichten nicht nur die linken Aktivisten, sondern
auch die breite Mittelklasse Australiens, das Establishment. Gleichzeitig began-
nen Journalisten über die bis dahin weitgehend ignorierte Situation der Urein-
wohner zu berichten. Das neue Medium Fernsehen brachte das Elend der Re-
servate und Slums direkt in die wohl ausgestatteten Wohnzimmer des austra-
lischen Mittelstands. Junge Aktivisten, wie Charles Perkins, organisierten die
Freedom Rides , Bustouren in die Reservate und ländlichen Zentren, wo Abori-
gines besonders benachteiligt wurden.
Charles Perkins war Anfang der 1960er Jahre einer von nur zwei Aboriginal
Studenten an der Universität von Sydney. Mit zehn Jahren war er seiner Fa-
milie in Zentralaustralien weggenommen worden. Er sollte, wie so viele junge
Aborigines der Stolen Generation , ein einfacher Arbeiter werden. Doch der
hochintelligente und ehrgeizige junge Mann war auch ein großes Fußballtalent.
Er spielte professionell in England und später in den Fußballclubs der europäi-
schen Einwanderer aus Kroatien und Griechenland. Das brachte ihm Unabhän-
gigkeit und Selbstbewusstsein. Er und seine rund 30 Mitstudenten wollten, so
erzählte er mir, »allen Australiern zeigen, was für ein Rassismus in Australien
existierte und unter welchen Umständen viele Aborigines lebten«. Junge Jour-
nalisten von Rundfunk, Fernsehen und der Presse waren dabei und berichte-
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