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de ein Meeting der freiwilligen Helfer des einzigen spezialisierten Koalahospi-
tals Australiens statt.
Paarweise ziehen die Freiwilligen aus, um die Gehege Dutzender Patienten
zu reinigen, frisch geschnittene Eukalyptuszweige zu bündeln und zu verteilen,
Wasser zu wechseln. Bis auf Barry, das zahme Maskottchen des Koalakranken-
hauses, das wegen eines Rückenleidens nicht mehr in die Freiheit entlassen
werden kann, sind alle Patienten wilde Tiere, die in und um Port Macquarie ge-
funden wurden. Die Freiwilligen sind angehalten, sie nicht zu streicheln, damit
sie sich nicht zu sehr an Menschen gewöhnen. Das fällt manchmal bestimmt
schwer. Die australischen Beuteltiere, die mit ihren plüschigen Ohren und run-
den Nasen wie große Teddybären aussehen, sprechen Menschenherzen direkt
an. Während der letzten großen Hitzewelle mit Temperaturen von über 40 Grad
und sehr geringer nächtlicher Abkühlung haben viele ohnehin gestresste Tie-
re ihre Eukalyptusbäume verlassen und sind auf der Suche nach rarem Wasser
und Abkühlung angefahren worden.
Die Koalas sind einheimische Tiere, doch an die außergewöhnlichen Hitze-
wellen der letzten Jahre sind sie nicht gewöhnt. In den dichter besiedelten Re-
gionen der Ostküste sind Koalas bedroht. Das Fällen alter Baumbestände für
die Holzverarbeitung, Landwirtschaft und Kohlegasförderung, die Rodung gan-
zer Wälder für neue Siedlungen schränken den Lebensraum der Koalas ein.
Koalas sind sehr spezialisiert. Sie fressen nur bestimmte Blätter von be-
stimmten Eukalyptusbäumen. Verschwinden die Bäume, so verschwinden auch
sie. Offiziell sind Koalas geschützte Tiere, doch wenn es um große Bergbau-
oder Bauvorhaben geht, dann ziehen die Tiere den Kürzeren. Die gestressten
Koalas fallen Krankheiten zum Opfer.
Noch schlimmer erging es im Sommer 2013/14 den als bedroht eingestuften
Flughunden weiter nördlich an der Grenze zu Queensland. Die rotbraun- oder
schwarzfelligen, etwa unterarmgroßen Obst- und Blütenfresser mit schwarzen,
ledrigen Fledermausflügeln und riesigen Augen fielen an den ungewöhnlich
heißen Tagen zu Tausenden tot oder zu Tode erschöpft aus ihren Schlafbäumen
oder einfach aus der Luft. Mindestens 45 000 Tiere starben allein am 4. Januar
bei Temperaturen um 44 Grad im Schatten.
Seit Ankunft der ersten Europäer in Australien ist ein Zehntel der 277 Tier-
arten des fünften Kontinents verschwunden. 15 Froscharten, 16 Reptilienarten,
44 Vogelarten, 35 Säugetiere und 531 Pflanzen sind in Australien unmittelbar
vom Aussterben bedroht. Die Ursachen dafür sind unterschiedlich. Nach der
Ankunft der Europäer konnten die Ureinwohner ihr Landmanagement durch
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