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Tasmanien ist reich an Natur. Doch viele Tasmanier sind arm. Die meisten
von ihnen verdienen weniger als ihre Landsleute auf dem Festland. Die Arbeits-
losigkeit ist hoch. Für Hunderte Waldarbeiter und ihre Familien bedeutete der
Schutz des Urwalds den Verlust des Arbeitsplatzes. Jahrelang kämpften bei-
de Seiten und Interessen gegeneinander, dann gab es einen Kompromiss: Die
holzverarbeitenden Unternehmen und die Holzarbeiter erhielten eine Entschä-
digung. Doch mit dem äußerst ungewöhnlichen Vorhaben der Regierung Tony
Abbotts, 74 000 Hektar der World Heritage Region Tasmaniens von der Unes-
co zurückzufordern und wieder zum Abholzen freizugeben, begannen die Aus-
einandersetzungen von neuem.
Premierminister Abbott versprach, die Verantwortung für den Umwelt-
schutz wieder ganz den einzelnen Bundesstaaten Australiens zu überlassen -
um »den Wust an Umweltauflagen« zu entwirren und »Investitionen zu er-
leichtern«. Die Holzindustrie und die Waldarbeiter Tasmaniens, erklärte der
Premierminister, seien »die größten Umweltschützer«. Dann wurde er fast bib-
lisch: »Ich verbeuge mich vor euch als Menschen, die die natürliche Welt lieben,
als Menschen, die lieben, was Mutter Natur uns gibt, und die dies im Langzeit-
interesse der Menschheit nutzen wollen.«
Den Politikern geht es in Tasmanien offensichtlich in erster Linie darum,
Wahlen zu gewinnen und Mehrheiten zu behalten. Den Unternehmen geht es
um Geld, den Arbeitern um ihre Arbeitsplätze. An Alternativen zur Zerstörung
von Urwäldern und an echte Langzeitstrategien für die wirtschaftliche Entwick-
lung der Insel wird kaum gedacht.
Artensterben
Der kleine Koala bewegt sich kaum, zittert nur ein wenig auf dem Untersu-
chungstisch. Die Tierarztassistentin zurrt die Narkosemaske über dem Maul
und der großen, schwarzledrigen Nase des Tiers fest. Der Koala erscheint ausge-
mergelt unter dem wolligen grauen Fell. Koalaexpertin Cheyne Flanagan unter-
sucht den kleinen Körper gründlich, seufzt und schüttelt den Kopf. Das Tier ist
nicht mehr zu retten. »Das ist diese Woche schon der dritte«, sagt Cheyne beim
Händewaschen. »Wir bekommen ständig neue Patienten. Jetzt bei der großen
Hitze ist es besonders schlimm.« Im Zimmer neben dem OP-Raum findet gera-
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