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dern nur starke elektrische Entladungen. Blitze setzen die ausgetrocknete Ve-
getation in Brand. Haushohe Flammenwände rasen durch Wälder und Gras-
land. Farmen und ganze Straßenzüge in Landstädten und selbst am Rande der
Großstädte brennen ab. Wenn es dann endlich regnet, stürzt das heißersehn-
te Wasser gleich tagelang eimerweise auf das Land herab. Der hartgebackene
Boden kann es nicht schnell genug aufnehmen, es fließt ab, und es kommt zu
riesigen Überschwemmungen. Farmhäuser und kleinere Siedlungen versinken
in den Fluten oder werden monatelang von der Umwelt abgeschnitten. Ganze
Viehherden ertrinken oder verharren auf matschigen Landinseln, die die Far-
mer mit Booten oder vom Hubschrauber aus mit teurem Heu versorgen. Ist das
Wasser abgelaufen, beginnt ein rapides Wachstum im ständigen Sonnenschein.
Gras und Getreide schießen nur so aus dem Boden. Doch mit dem Grün kom-
men auch immer wieder Heuschrecken und andere Insekten.
In guten Jahren können australische Farmer mehrere Ernten einfahren. Rin-
der und Schafe werden dick und rund, die Schafwolle erreicht eine weltweit ge-
suchte Qualität. Gute Farmer legen in guten Jahren Geld auf die Seite, um die
garantiert kommenden schlechten Zeiten zu überstehen.
Die australische Landwirtschaft ist dereguliert. Staatliche Hilfe bekommen
Farmer nur in Notfällen. Viele kleine Farmer und ihre Familien geben auf. Heu-
te gehört ein Großteil der australischen Farmen großen nationalen und interna-
tionalen Konzernen.
Manche Farmer können als bezahlte Manager weiter mit ihren Familien auf
dem Land leben. Andere ziehen in die Landstädte oder an die Küste, wo das Kli-
ma milder ist und es ausreichend Schulen, Ärzte und Krankenhäuser gibt. Gute
Farmer, die auf dem Land bleiben, kaufen kleinere Farmen in ihrem Bezirk auf.
Je größer die Farm ist, desto flexibler kann der Farmer sich den Herausforde-
rungen der Natur anpassen.
Manche Farmer haben riesige Betriebe, leben in luxuriösen Landhäusern,
fliegen mit dem eigenen Flugzeug zum Einkaufen und schicken ihre Kinder in
die teuersten Internate in Sydney und Melbourne. Die meisten kämpfen sich
jedoch nur so durch, passen sich den Gegebenheiten an und machen das Bes-
te aus jeder Situation. »No worries, she'll be right, mate!«, »Keine Sorge. Das
klappt schon irgendwie!« ist das australische Motto oder Mantra, das mir eine
Bäuerin in Emerald trotzig vorbetete, während sie ihr Lieblingspferd und die
wenigen überlebenden Rinder in ihrem Vorgarten mit vom Hubschrauber ab-
geworfenen Heu fütterte. Wo einst ihr Land war, erstreckte sich ein riesiger See
bis zum Horizont.
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