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Australien ermutigt alle Einwanderer, die australische Staatsangehörigkeit
anzunehmen, weil das, so die Erfahrung des Einwanderungslandes, das Einle-
ben in der neuen Heimat und die Identifikation mit dem neuen Land, seinen
Gesetzen und seiner Lebensweise erleichtert. Nach vier Jahren kann jeder Ein-
wanderer einen Antrag stellen und für seinen
Citizenship-Test
üben. Darin wer-
den vor allem Fragen zur Geschichte und zum politischen System Australiens
gestellt. Wer den Test besteht, gut Englisch spricht und auf gemeinsame Wer-
te wie Demokratie und die Gleichheit der Geschlechter schwört, wird von dem
Prüfer und allen anderen im Großraumbüro der Einwanderungsbehörde mit ei-
nem breiten Grinsen, Applaus und einem »Good on you mate!« herzlich will-
kommen geheißen. Kurz darauf wird der Neuaustralier zu einer
Citizenship-Ce-
remony
an seinem Wohnort eingeladen. Kinder, Freunde, Verwandte drängen
sich in einem Festsaal hinter den Reihen der stolzen
New Australians
. Viele
kommen in Festkleidern oder den Trachten ihrer alten oder anderen Heimat,
die nun auch Teil ihrer neuen australischen Identität werden. Ein Schulorche-
ster spielt, ein Minister oder die Bürgermeisterin hält eine Willkommensrede
und gratuliert jedem einzelnen Neubürger auf der Bühne. Jeder erhält eine Bür-
gerschaftsurkunde und ein Geschenk, oft Blumen oder einen Eukalyptussetz-
ling, es gibt reichlich Applaus und Tränen der Freude. Man singt gemeinsam die
vorher gut geprobte australische Nationalhymne, und danach wird mit Kaffee
und Kuchen oder einem großen Barbecue gefeiert. Wer Australier werden will,
muss nicht auf seine alte Staatsangehörigkeit verzichten, weil man in Australien
weiß, wie wichtig die familiären, traditionellen und wirtschaftlichen Beziehun-
gen zur alten Heimat für den Aufbau eines erfolgreichen neuen Lebens in der
neuen Heimat sind.
Bootsflüchtlinge - ein hässliches Kapitel
Das graue Betongebäude des Sydwest Multicultural Services-Zentrums in ei-
nem westlichen Vorort von Sydney sieht nicht besonders anheimelnd aus, aber
sobald man in das Gebäude tritt, ist die Atmosphäre freundlich und warm. In
einem großen Raum toben die Kinder einer sudanesischen Spielgruppe, wäh-
rend ihre Mütter, einige in bunten afrikanischen Kleidern mit kunstvoll ge-
schlungenen Seidenschals auf den Köpfen, mit ihrer Lehrerin Englisch üben.
Weiter den Korridor hinunter hört man Musik. Große, schlanke afrikanisch-
