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dert) ließen sich viele Parfumhersteller Eu-
ropas in Paris nieder. Hier lag ein wichtiges
Zentrum europäischer Macht. Eine Neu-
entwicklung kam auf den Markt, der Duft-
handschuh.
Schon hundert Jahre später benötigte
man riesige Mengen an Parfum und dafür
waren große Rohstoffmengen erforderlich.
So lag es nahe, die Pflanzen im eigenen
Land anzubauen. Bei einem wichtigen Roh-
stoff, dem Lavendel, war dies in Südfrank-
reich möglich. Aber auch Zitronen, Oran-
gen, Rosen, Jasmin, Thymian, Rosmarin,
Veilchen und viele andere Pflanzen gedei-
hen hier prächtig. Mit den Pflanzen kamen
die Hersteller, suchten einen günstig gele-
genen Ort und fanden ihn in Grasse. Das
kleine Bergstädtchen im Hinterland von
Cannes, etwa 80 Kilometer nordöstlich von
St. Tropez, ist bis heute das südfranzösische
Zentrum der Parfumherstellung. In den
Museen und Parfumfabriken von Grasse er-
fährt man vieles zur Geschichte des Par-
fums und zu seiner Herstellung.
Doch wie kommt der Geruch beispiels-
weise einer Rose in die Seife oder das Duft-
wässerchen? Zunächst muss man die Duft-
stoffe, meist sind es Öle, aus der Blüte fil-
tern. Das geschieht mit einer Destillation
über Wasserdampf oder mit chemischen
Lösungsmitteln. Dass man nicht sehr viel
aus einer einzigen Blüte gewinnen kann, ist
klar. Wenn man einen Liter Orangenöl ha-
ben möchte, braucht man 1000 Kilogramm
Orangenblüten! Etwas besser ist es beim
Lavendel, der an sich schon intensiv duftet.
Hier genügen 40 Kilogramm Lavendelblü-
ten, um einen Liter Öl herzustellen. Bei
solch riesigen Pflanzenmengen ist es kein
Wunder, dass Parfum sehr teuer ist.
Aber Parfum ist nicht gleich Parfum,
oder besser gesagt, es gibt mehrere Qua-
litäten: Eau de Cologne, Eau de Toilette,
Eau de Parfum und Parfum. Während der
Anteil von Duftölen beim Eau de Cologne
nur drei bis fünf Prozent beträgt, liegt er
beim Eau de Parfum schon bei etwa 15 Pro-
zent und steigert sich beim Parfum auf bis
zu 30 Prozent. Dabei steigt natürlich auch
der Preis, und zwar ordentlich!
In den Fabriken von Grasse werden Öle
destilliert und Seifen mit Duft angereichert.
Dafür muss aber nicht nur der Duftstoff ge-
filtert werden. Die Düfte werden kompo-
niert, also speziell zusammengesetzt. Da-
bei entscheidet die „Nase“ - eine Berufs-
bezeichnung. Die „Nase“ hat den perfek-
ten Geruchssinn, entscheidet, welche Düf-
te zu welchem Anlass passen könnten, wel-
cher Duft z.B. eher für den Sommer (also
frisch) oder für den Winter (schwerer, auf-
dringlicher) passt.
Wer bei der Herstellung von Parfum zu-
schauen möchte, kann z.B. die Fabrikation
von Fragonard besuchen, einem der größ-
ten und bekanntesten Parfumhersteller in
Grasse. Zur Fabrik gehört eine Art Muse-
um, in dem man Parfumfläschchen aus ver-
schiedenen Jahrhunderten und allerlei Ma-
schinen zur Herstellung der kostbaren Flüs-
sigkeiten betrachten kann. Natürlich lässt
sich anschließend im Verkaufsraum die ei-
ne oder andere Essenz erwerben. Dutzen-
de von Düften, eingeteilt in „natürlich“,
„fruchtig“, „blumig“ oder „orientalisch“ be-
rauschen die Nase. Sollte hier jemand un-
gewaschen umherlaufen, man würde es
nicht riechen. Viel zu stark ist die Luft mit
den Düften durchsetzt. Hat es womöglich
so ähnlich am Hofe des Sonnenkönigs ge-
rochen?
Historische Gerätschaften zur Parfum-
herstellung in einer Fabrik in Grasse
 
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