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Goten und Byzantiner
rück. Sie führten Malta zu einer neuen kultu-
rellen und wirtschaftlichen Blüte, brachten
den Terrassenfeldbau (noch heute auf Gozo
weit verbreitet), die überirdische Bestattung
auf Friedhöfen (zuvor Katakomben) oder den
so typisch maltesischen Holzbalkon, der
noch heute an vielen Häusern in Valletta zu
sehen ist. Neue landwirtschaftliche Produkte
wie Zitrusfrüchte und Baumwolle kamen
ebenso durch die Araber nach Malta.
Der Grand Harbour wurde erstmals durch
ein Fort befestigt, dessen Reste die Johanni-
ter bei ihrer Ankunft in Vittoriosa vorfanden
und zum Fort San Angelo ausbauten. Große
Teile der Bevölkerung traten angesichts die-
ser Blüte sogar zum Islam über, Sakralbauten
wie Moscheen sind allerdings - mit Ausnah-
me eines vermuteten Fundamentes in Mdina
- nicht gebaut worden.
Auch die auf punische Grundformen zu-
rückgehende maltesische Sprache wurde
stark vom Arabischen geprägt: Geografische,
technische und landwirtschaftliche Begriffe,
die es zuvor nicht gab, vermischten sich mit
der vorhandenen Sprache zum Malti.
Nach der Teilung Roms (395 n. Chr.) in ein
oströmisches (Byzanz = Ostrom, 395-870)
und ein weströmisches Reich (Rom), blieb
Malta politisch zunächst ein Teil Westroms,
wurde aber um 450 von den nordafrikani-
schen Vandalen unter König Geiserich er-
obert.
Nachdem Theoderich und die Ostgoten
im Jahre 476 Rom erobert und das weströmi-
sche Restreich übernommen hatten, entriss
Theoderich 494 Malta den Vandalen mit Waf-
fengewalt.
Religiöse und politische Streitigkeiten zwi-
schen West- und Ostrom führten zu mehre-
ren Kriegen, die 533 in der Eroberung ganz
Italiens und der Einverleibung Maltas in das
oströmische Reich durch den Feldherren Beli-
sar gipfelten. Für die nächsten 350 Jahre un-
terstand Malta damit Ostrom und wurde von
einem Dux (Gouverneur) verwaltet. Der
tatsächliche Einfluss der Byzantiner scheint
aber eher gering gewesen zu sein, die Mal-
teser pflegten kulturelle, kirchliche und Han-
delskontakte zu Süditalien und Sizilien. Le-
diglich byzantinische Münzfunde (Zitadelle,
Gozo) aus dem 6.-9. Jh. erinnern heute an
diese Epoche.
Normannen und Staufer
(1090-1282)
Zeitgleich mit dem ersten Kreuzzug eroberte
der Normannenkönig Roger I Malta im Jah-
re 1090 von Sizilien aus, administrativ und
kulturell wurde das Land vollkommen verän-
dert. Zunächst ließ er überall sein silber-rotes
Banner hissen (seither Landesflagge Mal-
tas). Die Dörfer wurden eigenständige Ge-
meinden, ein frühes maltesisches Parlament,
das consiglio populare, eingeführt.
Der Adel wurde in Mdina angesiedelt und
erhielt erstmalig Lehensrechte, in der Haupt-
stadt entstanden erste Prachtbauten im nor-
mannischen Stil. Zahllose Kirchenbauten
gehen ebenso auf Roger I zurück wie auch
die Einsetzung des ersten Bischofs. Der mos-
lemische Teil der Bevölkerung wurde mit Ab-
gaben belastet und schlechter gestellt als die
Christen.
1194 traten die Staufer unter Heinrich VI.
(verheiratet mit einer Tochter Rogers II.) nach
dem Tod des letzten Normannen deren Erbe
Malta unter arabischer
Herrschaft (870-1090)
Im Zuge der Ausbreitung des Islam und des
Vorstoßes der Araber von Nordafrika nach
Südeuropa eroberte 870 Habashi al-Aghlab
aus der tunesischen Dynastie der Aghlabi-
den Malta als Sprungbrett nach Sizilien. Über
die Vorgänge im Einzelnen ist relativ wenig
bekannt, die Meinungen gehen von einer
völligen Ausrottung der byzantinischen Be-
völkerung bis hin zur lediglich lockeren Ver-
waltung weit auseinander. Die Erlaubnis der
freien Ausübung des Christentums spricht
eher für die letztgenannte Möglichkeit.
Die Hauptstadt Mdina wurde ausgebaut
und von ihrer Vorstadt Rabat getrennt. Beide
Namen, Mdina (die Ummauerte) und Rabat
(Pferdelagerplatz), gehen auf die Araber zu-
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