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Unabhängigkeit und
Republik Malta (seit 1964)
Die Anfangsphase der maltesischen Unab-
hängigkeit stand unter keinem allzu glückli-
chen Stern. Im Zuge des Nahostkonfliktes
wurde 1967 der Suez-Kanal geschlossen, der
Hauptwirtschaftszweig Maltas, die Werften-
industrie, wurde hart getroffen.
Die Arbeitslosigkeit wurde zum Hauptpro-
blem, viele Malteser versuchten ihr Glück im
englischsprachigen Ausland. Schätzungen
zufolge leben und arbeiten noch heute
150.000 maltesische Gastarbeiter in England,
Kanada, Australien oder den USA.
Bei den Neuwahlen 1971 siegte zwangs-
läufig die linke MLP unter Urgestein und Pa-
radiesvogel Dominik „Dom“ Mintoff, der ei-
ne Reihe von abenteuerlichen Reformen
einleitete, innerhalb derer sich Malta an den
planwirtschaftlich gelenkten Staaten Osteu-
ropas und Chinas orientierte und verstärkt
Handelskontakte zu Libyen suchte. Ein ande-
res Beispiel für die Vielfalt in der Wahl der
politischen und wirtschaftlichen Beziehun-
gen Maltas zeigte sich bei dem 1969 erbau-
ten Schnellstraßen-Tunnel im Bezirk Santa
Venera, der von taiwanesischen Tunnelbau-
Ingenieuren errichtet und daher nach dem
Gründer der Republik China (Taiwan) „Sun
Yat-Sen-Tunnel“ genannt wurde.
Diese völlige Neuorientierung, auch au-
ßenpolitisch, gipfelte 1974 im Ausstieg aus
dem Commonwealth bei gleichzeitiger Pro-
klamation der „Republic of Malta“, der Kün-
digung des Truppenstationierungsvertrages
mit Großbritannien und der Gründung des li-
byschen Kulturinstitutes (welches mit den
EU-Beitrittsverhandlungen wieder geschlos-
sen wurde). Dies wiederum bedeutete eine
Vertiefung der diplomatischen Beziehungen
zum libyschen Staatschef Ghaddafi. Malta
hatte damit zwar libysches Öl gewonnen, Ein-
nahmen durch die britischen Truppen aber
verloren. 1987 siegte die konservative MNP
mit Dr. E.F. Adami ( Kurzbiografien) als
neuem Premier, der schon damals einen vor-
sichtigen Kurs auf die Europäische Union zu
steuern versuchte, die strikte Neutralität Mal-
tas wurde jedoch in der Verfassung veran-
kert. Dieser Passus hat letztlich mit dazu bei-
getragen, dass die Gipfelkonferenz der Su-
permächte zwischen Michail Gorbatschow
und George Bush im Dezember 1989 im Ha-
fen von Marsaxlokk und im Mediterranean
Conference Centre (Valletta) stattfand.
1991 stellte Malta einen offiziellen Antrag
auf Mitgliedschaft in der EU, was 1993
auch generell befürwortet, aber von diversen
wirtschaftlichen und rechtlichen Reformen
abhängig gemacht wurde. In der Hoffnung,
durch den EU-Beitritt insbesondere in der
Landwirtschaft und als „Stätte europäischen
Kulturgutes“ Vorteile zu erreichen, wurde die
MNP 1992 mit großer Mehrheit wiederge-
wählt und Adami im Amt bestätigt. Der arbei-
tete in den folgenden Jahren weiter auf das
Ziel der EU-Mitgliedschaft hin, wurde aber
1996 aus allen Träumen gerissen, als die MLP
(Labour) bei den Parlamentswahlen siegte
und Dr. Alfred Sant als neuer Premier verei-
digt wurde. Dieser fror im August 1997 den
Antrag auf EU-Mitgliedschaft formell ein und
verfolgte einen außenpolitisch strikt neutra-
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