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zwar als Nurse of the Mediterranean (Kran-
kenschwester des Mittelmeeres) eine feste
Größe der britischen Soldaten in Ägypten,
die hohen Abgabenlasten nach Kriegsende
führten jedoch zu dem berühmten Sette-
Giugnio-Aufstand vom 7.6.1919 gegen er-
höhte Preise, insbesondere beim Brot. Der
Aufstand konnte zwar niedergeschlagen wer-
den, kostete aber einige Menschenleben. An
diesen Aufstand erinnern zahlreiche Straßen-
namen und Denkmäler in Malta.
1921 wurde erstmals ein eigenes, rein mal-
tesisches Parlament gewählt, welches paral-
lel zur Kolonialverwaltung über innere Ange-
legenheiten entscheiden durfte, nicht jedoch
über Außenpolitik, Verteidigungswesen oder
Währungsordnung. Hierzu formierten sich
erstmalig zwei Parteien, die konservative Na-
tionalist Party (MNP) und die sozialistische
Labour Party (MLP).
So entwickelte sich Malta friedlich weiter
zu einem der wichtigsten Mittelmeerhäfen.
Die Zeiten äußerer Bedrohung wie der
„großen Belagerung“ waren längst Geschich-
te, und niemand auf der Insel dachte im
Traum daran, dass die schrecklichste aller Be-
lagerungen erst noch kommen sollte:
Benito Mussolini hatte Großbritannien und
Frankreich gerade den Krieg erklärt, als am
Morgen des 11. Juni 1940 auf Malta auch
schon der erste von vielen Tausend Flieger-
alarmen erklang. Die Royal Navy hatte Malta
bereits als „nicht haltbar“ Richtung Ägypten
verlassen; erst als seit September 1940 der
Wüstenkrieg in Nordafrika begann, schickte
der britische Premier Winston Churchill mehr
Truppen nach Malta. Wieder einmal war Mal-
tas Lage nützlich: Der Nachschub für das
deutsche „Afrikakorps“ sollte über Sizilien
nach Tripolis geführt werden, britische Zer-
störer und Flugzeugträger operierten aber
vom Grand Harbour in Valletta aus und un-
terbrachen erfolgreich die Versorgungskette.
Göring forderte die völlige Vernichtung Mal-
tas und beorderte sein Elite-Fliegerkorps nach
Sizilien. Von dort aus wurde bis Ende 1942
täglich Angriff um Angriff gegen Malta ge-
flogen, insbesondere auf den Grand Harbour
sowie die Flugplätze Ðal Far und Ta Qali. Al-
lein im April 1942 wurden über 6700 Bom-
ben abgeworfen, Malta war letztlich eines
der am schwersten bombardierten Ziele des
Krieges. Hauptverlierer war die Bevölkerung,
die sich in Stollen verbergen und abgeschnit-
ten von jeglichen Fluchtmöglichkeiten dort
ausharren musste. Den massiven Felsland-
schaften und Festungsanlagen hatten es die
Malteser zu verdanken, dass am Ende unter
der Bevölkerung nicht mehr als die gefalle-
nen 2000 Opfer zu beklagen waren.
Auf dem Höhepunkt der Belagerung, im
April 1942, verlieh König George VI. dem ge-
samten Archipel das Georgskreuz, die
höchste britische Auszeichnung für Zivilisten
und seither Teil der maltesischen Flagge.
Nach dem Ende des „Afrikakorps“ (Tunis,
Mai 1943) verlegte die Luftwaffe ihre Einhei-
ten von Sizilien nach Russland; die als „zweite
große Belagerung“ in die Geschichte Maltas
eingegangenen Ereignisse hatten ein Ende.
Die Kriegsschäden sind noch heute teilwei-
se sichtbar, Valletta und die Siedlungen um
den Grand Harbour wurden zu 90% zerstört.
Während der ersten zehn Jahre nach
Kriegsende stand der Wiederaufbau mit bri-
tischer Finanzhilfe im Vordergrund. Das dua-
le System (maltesisches Parlament neben bri-
tischer Kolonialverwaltung) wurde fortgesetzt.
Als 1955 unter dem sozialistischen Premier
D. Mintoff (MLP) eine Volksabstimmung
durchgeführt wurde, sprach sich die Mehr-
heit der Malteser für die direkte Eingliede-
rung Maltas in Großbritannien aus. Die Bri-
ten lehnten ab, was zu heftigen Diskussionen
und dem Ruf nach Unabhängigkeit führte.
Dieser Trend wurde von den Nationalisten
(MNP), seit 1959 mit Premier Ãorã Borg Ol-
vier gefördert.
1962 handelte dieser eine neue Verfas-
sung mit Autonomiestatus und uneinge-
schränkt selbstverantwortlichem maltesischen
Parlament aus. Am 21. September 1964 wur-
de Malta zum unabhängigen Mitglied des
Commonwealth of Nations erklärt, jenem
rein formellen Gebilde, dem mit Queen Elisa-
beth II. als Staatsoberhaupt viele ehemalige
Kolonien (wie z.B. Kanada) noch heute an-
gehören.
Ende der Belagerung - Our Lady of Victory
 
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