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Gipfel an meinem dreißigsten Geburtstag. Und hoffe, dass die Entscheidung richtig war,
dafürdenzusätzlichenTagzurAkklimatisierungim Barranco Camp zuopfern.Wenigstens
der Schwindel und die Koordinationsstörungen scheinen sich vorerst im Liegen etwas ge-
bessert zu haben. Das macht mir wieder ein bisschen Mut und gibt neuen Auftrieb.
Das Abendessen kommt und mein Koch Juma hat sich mal wieder selbst in Menge und
VielfaltderSpeisenübertroffen.LeiderauchmalwiedervölligumsonstdieMühegemacht,
um unter diesen widrigen Bedingungen ein genießbares Essen für mich zu zaubern. Ich
habe einfach keinen Appetit. Schlimmer noch, mir wird richtig übel, als ich das ganze
Essen sehe und rieche. Keine Ahnung warum, aber ich habe jetzt leichte Bauchschmerzen
undmeinMagenfängtlangsam anmirSchwierigkeiten zubereiten. ZweiScheiben Ananas
von Jumas üppigem Mahl und ein Energieriegel aus meiner eisernen Notreserve, mehr geht
nicht runter. Also geht das Essen fast unangerührt retour und Gasper flunkere ich an, dass
ich stattdessen einige meiner Energieriegel gegessen habe.
Es ist neunzehn Uhr, dunkel und ich liege dick eingepackt in meinem Schlafsack. Ich
bin völlig übermüdet, weil ich die letzten Tage nur schlecht und wenig geschlafen habe.
Doch obwohl ich so müde bin, kriege ich kein Auge zu. Aber wer könnte das schon?
Dafür bin ich innerlich viel zu aufgeregt und tausend Gedanken schießen durch meinen
schmerzenden Schädel. Gedanken, die sich alle nur um eines drehen: den nahenden Gip-
felaufstieg. Unruhig schaue ich immer wieder auf meine Armbanduhr und zähle die
Minuten bis zum Aufbruch. Eine für mich unerträgliche Situation. Ich brauche etwas,
womit ich mich ablenken kann. Ich brauche Zerstreuung und das so schnell wie möglich.
Vielleichthilftes,wennichmirwiederwieim Barranco Camp einpaarBilderinsGedächt-
nis rufe. Bilder von schönen Momenten oder Situationen, die ich bisher im wilden, un-
zähmbaren Tansania erlebt habe. Oder besser noch, ich schaue mir ein paar Bilder an. Also
packe ich mein Smartphone aus, schalte es an und bleibe beim Durchblättern der Galerie
bei den Fotos meiner Safari hängen. Außerhalb des Zeltes ist es derweil mucksmäuschen-
still. Keine Menschen, die sich unterhalten, kein Geschirr, das klappert, nur der Wind,
der unbekümmert über den schroffen Geröllhang peitscht. Innen im Zelt herrscht völlige
Dunkelheit. Nur das Licht meines Handydisplays flackert farbenfroh auf und der monotone
Zischton des Smartphones durchdringt beim Wechseln der Fotos durch Wischen über das
Display die angespannte Ruhe.
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