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Zehn Minuten sitze ich schon hier, beobachte wie ein Träger nach dem anderen die Break-
fastWallerklimmtundohneVerschnaufpauseweitertrottet.MerkeaberauchwiedieSonne
hinter Wolken verschwindet, der Wind mir in die durchschwitzte Kleidung pfeift und ich
dadurch immer stärker auskühle. Mit einem Handzeichen signalisiere ich Gasper, dass ich
weiterwandern möchte. Also brechen wir auf. Genauso wie auch der Vogel zum Bedauern
der Paparazzi von seinem Steinhaufen.
Hierobenjenseits der4.000Meter,indersogenannten „Alpinen Wüste“, gibtesnichts, nur
karge Tristesse. Nichts, außer trockene, unfruchtbare Böden. Auf diesen steinigen Böden
trotzen einzig ein paar Flechten und Grasbüschel bedürfnislos der Witterung. Ab und zu
drehen vereinzelt Vögel ihre Runden - immer auf der Suche nach einem Frühstück. Ein
Frühstück, zu dem die kleinen Bergmäuse nicht werden möchten, wenn sie angstgeläh-
mt unter den Grasbüscheln und Steinen Unterschlupf suchen. Nur Guide Gasper und ich
brauchen uns keine Sorgen machen, dass wir zum üppigen Frühstück werden - jedenfalls
noch nicht.
Nachdem wir gleich zu Beginn der Etappe diese Steilwand überwunden haben, wandern
wir stupide über nicht enden wollende Hügelketten. Immer seitlich am Kibo entlang. Es
geht auf und ab. Auf und ab. Gerade die immer wiederkehrenden Abstiege kosten sehr viel
Kraft und ich muss permanent mit den Stöcken arbeiten. Mich selbst zu motivieren, wird
immerschwieriger.JederMeterbergabfühltsichanwieeinfetterTrittindenArsch:Wohl-
wissend, dass der Gipfel oben liegt und jeder Schritt runter gleichzeitig ein Schritt mehr
ist, den ich gehen muss, um mein Ziel, den Uhuru Peak , zu erreichen. Der Schwindel, die
Kopfschmerzen und der Schlafmangel setzen mir immer mehr zu. Zum Erzählen habe ich
längst keine Lust mehr. Und so stapfen Gasper und ich schweigend durch die bizarre Lava-
landschaft. Jede Stunde machen wir eine kurze Trinkpause. Der Himmel ist strahlend blau
und nur leicht bewölkt. Der Wind auf dieser Seite des Berges ist kaum zu spüren. Nach
vier Stunden Marsch kommen wir auf einem kleinen Plateau an. Kurz zuvor bin ich klet-
ternd und schlitternd einen sehr steilen Pfad am Hang runter, der an einem kleinen Rinnsal
endete. Die letzte Möglichkeit für alle, um an frisches Trinkwasser für die nächsten einein-
halb Tage zu kommen. Das Plateau gleicht einem Camp. Überall sammeln sich die Grup-
pen, um Auszuruhen und um Kraft für die letzte Teiletappe zu schöpfen. Kraft für den
Aufstieg zum Barafu Camp . Und während große Tourveranstalter ganze Zelte aufstellen,
in denen sich die Klienten ausruhen können und Mittag essen, setze ich mich auf einen
großen Stein inmitten der Zelte und packe mein Lunchpaket aus. Hunger habe ich nicht,
essen muss ich trotzdem. Das Einzige was ich nach fünf kräftezehrenden Stunden Auf- und
Abstieg herunterbekomme, sind ein Schokoriegel, eine Babybanane und ein paar trockene
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