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das vierzig Kilometer weit entfernte Moshi bringen sollten. Dumm nur, dass es dort um
diese Uhrzeit keine Busse gab und noch dümmer, dass ich davon vorher nichts wusste.
Alles was ich sah, waren Schilder von Reiseveranstaltern, die ihre Pauschaltouristen ab-
holen wollten und Schleuser, die versuchten, ahnungslose Touristen von einer Fahrt im
Taxi zu überzeugen. Als ich auf meiner Suche nach einem Bus im Halbdunkeln des Park-
platzes unterwegs war, hatte ich alsbald solch einen professionellen Touristenschleuser an
der Backe. Für fünfzig US-Dollar wollte er mir die Fahrt nach Moshi aufschwatzen. Ge-
sund skeptisch wie ich bin und mit der „verlässlichen“ Information aus meinem Internet-
Reiseführer, die besagte, dass ich für nur zehn Dollar nach Moshi komme, befragte ich
erst mal andere Einheimische. Aber die Jungs hielten zusammen wie Pech und Schwefel.
Selbst der Polizist im Hauptgebäude konnte oder wollte mir nicht weiterhelfen. Stattdessen
verwies er mich an ein großes Schild, auf dem handgeschrieben stand „Taxi to Moshi &
Arusha. Official Price 50 $.“. Aber irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass die
mich abzocken wollten und startete deshalb einen letzten Versuch, um meine Reisekasse
zu schonen. Also übte ich mich im Laienschauspiel und flunkerte den Schlepper ganz selb-
stbewusst an, indem ich einen auf empörten Kumpel machte. Ich sagte ihm, er solle doch
aufhören mir die Touristenpreise hoch und runter zu beten und mich stattdessen für 30 US-
Dollar nach Moshi fahren. Schließlich hätte ich den Preis vor zwei Monaten auch bezahlt.
Aber was ich auch versuchte, die Typen schienen meinen Bluff zu durchschauen oder der
„Official Price“ war wirklich offiziell. Und so gab ich mich letztendlich zähneknirschend
geschlagen und musste die bittere 50-Dollar-Pille schlucken.
Als einziger Fahrgast schmiss ich mein Gepäck in den Kofferraum und nahm mit einem
mulmigen Gefühl im Bauch wie selbstverständlich vorne rechts im Taxi Platz. Leicht ir-
ritiert über das Lenkrad beim vermeintlichen Beifahrersitz und noch viel mehr belustigt
über meine eigene Blödheit, konnte ich mir ein lautes Lachen nicht verkneifen. Aber wer
mag auch erahnen, dass in Tansania Linksverkehr herrscht. Trotzdem, Allgemeinbildung:
sechs, setzen! Nachdem ich dann endlich meinen Platz vorne links im Mitsubishi eingen-
ommen hatte und mich versicherte, dass sich niemand auf der dunklen Rücksitzbank ver-
steckte, fuhren wir los. Keine hundert Meter weiter hielt das Taxi in einer unbeleuchteten
Ecke des Parkplatzes zwischen zwei großen, weißen Jeeps. Der Fahrer brabbelte kurz et-
was auf Swahili, stieß seine Tür auf und verließ das Auto. Er kletterte über den Sicher-
ungszaun des Flughafengeländes, tauchte in die Dunkelheit hinter vielen Bäumen ein und
war verschwunden. So zurückgelassen, wich mein anfangs mulmiges Gefühl nun echtem
Bedenken und ich sagte innerlich zu mir: „Okay, Stefan, du wolltest ein Abenteuer, hier
hast du eins.“. Plötzlich knackte es im Unterholz. Ich rechnete bereits mit allem und suchte
mit meinen Blicken die Dunkelheit ab, in der mich der Fahrer zurückgelassen hatte. Erst
erdrückende Spannung, dann wieder erleichternde Entwarnung. Der gleiche Fahrer sprang
zurück über den Maschendrahtzaun und stieg mit einem kleinen Fetzen Papier in der Hand
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