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in den Wagen. Wie sich dann später an der Ausfahrtsschranke des Flughafengeländes
herausstellen sollte, war das kleine Stück Papier ein Ausfahrtticket, das er sich irgend-
wo im Unterholz, sicherlich illegal, beschafft hatte. Also verließen wir den Airport und
fuhren durch die Nacht. Nacht ist hier wörtlich zu nehmen. Denn an diesem in die Jahre
gekommenen Mitsubishi funktionierte lediglich das linke Standlicht. Von einem Sicher-
heitsgurt wollen wir gar nicht erst reden. Mit atemberaubenden sechzig Meilen pro Stunde
bahnten wir uns den Weg durch die Dunkelheit und wurden nur durch Bodenwellen, Tiere
und Menschen ausgebremst, die unvermittelt auf der Straße auftauchten. Die Gefahr eines
Frontalzusammenstoßes mit anderen Autos versuchte mein Fahrer geschickt zu umgehen,
indem er entgegenkommende Fahrzeuge mit der Lichthupe oder permanentem Blinker
rechts auf uns aufmerksam machte. Spätestens da war mir klar, warum so unglaublich viele
Menschen in Tansania bei Verkehrsunfällen ins Gras beißen.
Nach einer Dreiviertelstunde Blindfahrt, bei der ich den Fahrer vor Nervosität ständig
in ein Gespräch verwickelte, erreichten wir gegen 22 Uhr das Parkview Inn Hotel in
Moshi . Kurzzeitig hatte ich den Eindruck, dass ich nicht im Hotel, sondern im Fort Knox
eingecheckt habe. Angesichts der mit Hochstrom gesicherten Mauern und dem Sicherheit-
spersonal am massiven Eisentor der Einfahrt, gar nicht so abwegig.
Das schrille Goldkehlchen eines muslimischen Predigers riss mich mit seinem morgend-
lichen Gebet aus dem Tiefschlaf. Unbedeutend und nicht weiter wild, denn die Nacht war
zwar kurz, aber das Bett dafür umso bequemer. Und getreu dem Leitsatz „der frühe Vogel
fängt den Wurm“ quälte ich mich widerwillig um sechs Uhr aus meinem Bett. Sechs Uhr
Ortszeit oder fünf Uhr in Deutschland. Und das auch noch an meinem ersten Urlaubstag,
zudem ein Sonntag. Das saß ganz schön und musste erst mal von mir mit einer warmen
Dusche und einer ordentlichen Tasse original Kilimandscharo-Kaffee runtergespült wer-
den. An diesem Sonntag gab es für mich nur ein Ziel: Finde eine Company, bei der du
schon morgen auf Safari-Tour gehen kannst sowie eine Company, die dich auf den Kili-
mandscharo bringt. Gut, dass ich am Vorabend bereits auf die Buschtrommel geschlagen
hatte und im Taxi, der Hotelrezeption und am Pool erzählte, dass ich alles vor Ort buchen
möchte. So kam es, dass ich mich schon beim Öffnen meiner Hoteltür drei Männern von
verschiedenen Companies konfrontiert sah, die alle ihr Geschäft mit dem deutschen Tour-
isten witterten. Nachdem ich fast auf einen zwielichtigen, lederjackentragenden Straßen-
händler reingefallen wäre, dessen Name es nicht wert ist hier genannt zu werden, landete
ich letztendlich im Büro einer anscheinend vertrauenerweckenden Company, mit dem klin-
genden Namen Ostrich Holiday & Travel LTD . Zwei Stunden und eine zähe Verhand-
lung mit dem Tourmanager Freddy später, hatte ich alles, was ich mir vorgestellt hatte.
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