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Rückblick: Vorbereitung in Deutschland
Freitagabend. Eine Woche vor Abflug. Deutschland ächzte unter einer gewaltigen
Hitzewelle bei fast dreißig Grad im Schatten. Die Sonne stand halbhoch am wolkenfreien
Himmel über Berlin, als mir plötzlich ein stechender, nadelartiger Schmerz in den linken
Oberschenkel schoss. Diagnose: Muskelfaserriss im Beinbeuger. Herzlichen Glückwunsch,
dachte ich. Warum musst du Trottel auch eine Woche vor Abflug nach Tansania und dem
wohl größten Abenteuer in deinem bisherigen Leben an einem dämlichen Beachvolleyball-
turnier teilnehmen? Hättest du nicht einfach gemütlich unter einem Sonnenschirm in sicher-
er Entfernung zum Spielfeld sitzen können? Dabei die Beine hochgelegt und mit einem her-
rlich kühlen Weizenbier solidarisch den anderen zuprosten können, während diese sich unter
der sengenden Sonne abmühen? Nein das konnte ich nicht, hätte ich aber mal lieber sollen.
Denn das Ziel, meinen dreißigsten Geburtstag auf dem Dach Afrikas und gleichzeitig dem
höchsten alleinstehenden Berg der Welt zu zelebrieren, stand damit buchstäblich auf wack-
eligen Beinen. Aber als Sonnenkind hatte ich wieder einmal Glück im Unglück. Genauso
spontan wie ich mir vor einer Woche beim Durchblättern eines Kataloges für Abenteuer-
reisen überlegt hatte, unvorbereitet und unorganisiert auf einen Berg zu steigen; genauso
spontan wie mir Kathi, die Reisefachangestellte meines Vertrauens, lediglich einen Hin- und
Rückflug gebucht hatte; genauso spontan und frei war ich dadurch mit dem Wann und Wo in
Tansania. Keine Company, kein buckliger Reiseveranstalter, einfach nix und niemand kon-
nte mir Vorschriften machen oder Zeitpläne aufzwingen. Wie auch? Ich wusste ja noch nicht
einmal, wie ich auf den Berg komme oder wer mich auf diesen bringen wird, geschweige
denn, wo ich in Tansania schlafen sollte. Ich war vogelfrei. Also beschloss ich kurzerhand,
mir zuerst in Moshi eine Safari zu buchen, um anschließend mit hoffentlich belastbarem,
halbwegs schmerzfreiem Oberschenkel bis auf den Gipfel des Kilimandscharos zu kraxeln.
Nur ein Plan. Mein Plan. Und falls das Bein dann immer noch nicht mitgespielt hätte, was
soll's: in Tansania warteten viele ungewisse Abenteuer auf mich, die es allesamt wert sind,
gelebt zu werden. Zwanzig Tage pure Ungewissheit lagen vor mir, weit weg von meinem
strukturierten Manageralltag.
Weil das Fernweh und die Abenteuerlust eh größer waren als der Schmerz im Oberschenkel
und alle Bedenken und qualifizierten Einwände von Bekannten und Verwandten zusammen,
beschloss ich lieber meine Energie in die Reisevorbereitung zu stecken. Die Liste dafür war
noch lang genug. Nachdem ich mir im Rathaus einen Express-Reisepass besorgt hatte, in
der tansanischen Botschaft ein Express-Visa und im Tropenmedizinischen Institut und beim
Hausarzt vier Spritzen in die Schulter rammen ließ, natürlich auch express, war es eigentlich
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