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Als wir bei 2.800 Metern den Regenwald verlassen, um in die Heide- und Moorlandschaft
einzutauchen, brennen mir schon ziemlich die Oberschenkelmuskeln und ich bin nicht
traurig darüber, dass wir nach dreieinhalb Stunden Aufstieg das Machame Camp auf 3.000
Metern erreichen. Das Camp liegt unter einer diesigen Nebeldecke. Es ist durchzogen
von immergrünen und sehr verzweigten Erikagewächsen, die meinen Weg zur Machame
Hütte , vorbei an vereinzelten Zelten, säumen. Bei der Machame Hut (engl. für Hütte) ist
bereits reges Treiben zu sehen und Klienten mit Guides anderer Touren drängen sich in
die enge Bretterhütte, um sich obligatorisch in das Park-Buch einzutragen. Also setze auch
ich meinen „Kaiser Wilhelm“ darunter und ziehe mich in mein Zelt zurück, das von Has-
ani, einem meiner Träger, strategisch ungünstig in der Nähe des Klohäuschens aufgesch-
lagen wurde. Zeit genug, um mich mit einer Tasse Kilimandscharo-Tee aufzuwärmen und
salziges Popcorn in mich reinzustopfen.
Die Nacht ist kalt und unbequem. Es ist erschreckend, wie schnell die Temperaturen im
afrikanischen Winter mit Einsetzen der Dunkelheit sinken; Und das gerade mal auf 3.000
Metern. Mit meiner zarten Körpergröße von 1,91 Metern kann ich nur diagonal im Zelt
liegen, flankiert von meinen beiden Rucksäcken und den Wanderstiefeln, die gerade im
Zusammenspiel mit meinen feuchten Socken eine widerliche Wohlfühlatmosphäre erzeu-
gen. Von draußen reißt der Wind ununterbrochen an den Zeltwänden und der Regen wird
imRhythmusdesWindesgegendasZeltgedrückt.VoninnenkannichmitmeinerTaschen-
lampe das Wasser beobachten, wie es sich genüsslich den Weg ins Zelt sucht und sich an
der Innenplane als Tropfen über meinem Kopfsammelt. Mitten in diesem Montagabendun-
terhaltungsprogramm,dasmirdieNaturhierundheutebietetundfestinmeinenSchlafsack
eingemummelt, döse ich langsam weg. Im Eindösen denke ich noch darüber nach, wie es
überhaupt dazu gekommen ist, dass ich heute hier liege. Wie es dazu gekommen ist, dass
ich Flachlandfuzzi und selbstgewählter Stadtmensch auf einen Berg, einen Vulkan, einen
der Seven Summits mitten im ostafrikanischen Nirgendwo steige.
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