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cisco (s. S. 229). Die 1232 begonnene
und erst im Jahre 1700 vollendete Kir-
che weist ein überaus reich dekoriertes
barockes Portal mit eindrucksvoller
Fensterrosette auf. Über dem Portal
sieht man eine Figur des hl. Georg als
Drachentöter, flankiert von Ramón
Llull und dem Schotten Johannes Duns
Scotus (1274-1308), der u. a. die Theo-
rie der Unbefleckten Empfängnis Ma-
riens entwickelte.
Durch die an den Sakralbau rechts
angrenzende Klosterschule gelangt
man ins Innere der Kirche , die gotische
Züge trägt. Hier hat Ramón Llull, der
Nationalheld der Balearen, seine letzte
Ruhestätte gefunden (zweite Kapelle
in Chorumgang). Das Gotteshaus war
allerdings auch Schauplatz einer bluti-
gen Fehde. 1490 brach während des
Gottesdienstes am Allerseelentag ein
offener Streit zwischen zwei Adelsfa-
milien aus, der in ein Gemetzel ausar-
tete. Über 300 Tote und Verletzte sol-
len zwischen den Kirchenbänken und
auf dem Vorplatz gelegen haben. Es
waren jene unruhigen Jahre, als Feu-
dalherren mit der Waffe in der Hand
um ihre Privilegien fochten und die In-
sel sich in einem Zustand der Anarchie
befand. Der Anlass für das Blutbad soll
nichtig gewesen sein, es heißt, dass ein
Mitglied der einen Familie beim Pas-
sieren des Hauses der anderen durch
herabtropfendes Blumenwasser be-
spritzt worden sei!
die als Almudaina de Gumara bekannt
war.
Durch das Torhaus gelangt man zum
halbbogenförmigen Eingang mit der
Abbildung von Lamm und Kreuz und
einer Vorhalle mit Informationstafeln.
Die angrenzende gotische Kirche ist
hingegen meist verschlossen, sodass
man sich mit den ausgestellten Bildern
begnügen muss.
Der Templerorden erhielt den Kom-
plex als Dank für seine Unterstützung
bei der Rückeroberung Mallorcas aus
arabischer Hand. Machtpolitische Intri-
gen der europäischen Fürsten, die um
ihren Einfluss fürchteten, leiteten je-
doch Ende des 13. Jh. die Verfolgung
des Ordens ein. Unter dem Vorwand
der Ketzerei landeten die Ritter auf
dem Scheiterhaufen, und 1312 wurde
der Orden aufgelöst. Erst ein 2007 im
Vatikan entdecktes Dokument belegt,
dass der Papst bereits 1314 die Tem-
pelritter vom Vorwurf der Ketzerei
freisprach und um Vergebung bat. Da
aber war die Gemeinschaft längst zer-
schlagen. Die Ordensburg fiel an die
Johanniter, 1811 im Rahmen der Säku-
larisierung schließlich an den Staat.
Heute befindet sich in den ehemali-
gen Ordensgebäuden ein Waisenhaus ,
das von den Schwestern der Organisa-
tion Sagrada Familia geleitet wird.
Passeig par Artesania
Der Komplex rings um den Platz im tra-
ditionsreichen Handwerkerviertel Ger-
reria, in dem früher die Zünfte ihren
Sitz hatten, wurde hübsch restauriert
und beherbergt derzeit 14 Hand-
werksstätten und Verkaufsläden. Ver-
treten sind Glaskunst, Keramik, Papier-
und Textilarbeiten sowie Möbelrestau-
ration. In einer kleinen Bodega kann
man sich erfrischen. Die Kunsthand-
werksschule Sa Gerreria, benannt nach
dem Viertel, betreibt hier eine Glas-
bläserei und eine Töpferei, in denen
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El Temple
Auf dem Carrer Ramón Llull, der in den
Carrer el Temple übergeht, gelangt
man zur bisher wenig besuchten ehe-
maligen Ordensburg der Tempelritter .
Die Fassade der im Jahr 2005 reno-
vierten Anlage begrenzen zwei mäch-
tige Ecktürme, die den Festungscha-
rakter des Baus unterstreichen. Und in
der Tat ging die Ordensburg aus einer
arabischen Befestigungsanlage hervor,
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