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Eine deutsche Kolonie - oder
der Versuch der Selbstbehauptung
Seit Jahrzehnten ist Mallorca der
Deutschen liebste Insel. Den einen
genügt die regelmäßige Wiederkehr
für einen schönen Strand- und Erho-
lungsurlaub, doch nicht wenige
beschlossen, hier ihr Domizil aufzu-
schlagen. Durchaus nicht immer zur
Freude der Einheimischen, die diese
Überfremdung mit Skepsis betrach-
ten - und sich überdies noch gegen
die Bevormundung aus Madrid zu
wehren haben.
berfest mit Blasmusik (in Peguera) - al-
les wie zu Hause, nur wärmer.
Aber wir Deutschen sind nicht die
Einzigen, die Mallorca am liebsten in
ihr Land eingemeinden würden. Wer
nach Magaluf fährt, sollte des Engli-
schen mächtig sein, fish and chips zu
seiner bevorzugten Nahrung zählen
und das dunkle bittere Guinness Stout
einem Pils oder Kölsch vorziehen.
Ehe man also die Gettobildung tür-
kischer Mitbewohner in der Bundesre-
publik beklagt, sollte man sich einmal
sein eigenes Verhalten im Ausland vor
Augen führen! Es ist eben nicht jeder-
manns Sache, sich vorbehaltlos einer
fremden Kultur auszusetzen und sich
in die Sprache zu vertiefen. »Un vino
tinto, aber 'nen Roten bitten und das
pronto!« darf kaum als gelungener In-
tegrationsversuch gewertet werden.
Es ist einigermaßen verwunderlich,
Spötter bezeichnen Mallorca gern als
Deutschlands 17. Bundesland, und wer
im Sommer durch S'Arenal streift oder
sich am Strand von Peguera oder Cala
Millor bräunt, möchte dies gern glau-
ben. Auf kaum etwas muss der Besu-
cher verzichten: deutsches Bier, deut-
sche Würstchen, die BILD-Zeitung,
deutsche Schilder und sogar ein Okto-
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