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In-Depth Information
dass Touristen, die seit Jahren die Insel
regelmäßig besuchen, außer gracias
und buenos dias nichts gelernt haben.
Im Vordergrund steht schon lange
nicht mehr die Suche nach der preis-
werten Bleibe unter südlicher Sonne,
sondern der Wunsch, sich einzureihen
in die illustre Gesellschaft der Eigen-
heimbesitzer wie Boris Becker, Claudia
Schiffer oder Michael Schumacher.
Dass die Einheimischen diese Koloni-
sierung durch den Geldadel mit Stirn-
runzeln zur Kenntnis nehmen, ist
kaum verwunderlich - auch wenn sie
an den Neubürgern gut verdienen.
Touristen und Residents
Eigentlich müssen sich die Einheimi-
schen vor allem in den Sommermona-
ten wie Fremde im eigenen Land füh-
len. So wird man den Verdacht nicht
los, dass viele Hotels und Restaurants
im Winter nur deshalb schließen, weil
die Mallorquiner sich wieder selbst fin-
den müssen.
Den Touristenstrom lässt man den-
noch klaglos über sich ergehen, ja
sehnt ihn sogar herbei - wie einst die
Ägypter die nährstoffreichen Hoch-
wasser des Nil, spült die Woge der Ur-
lauber doch erhebliche Euro-Beträge
ins Land, die Mallorca zur reichsten
Provinz Spaniens gemacht haben.
Durchaus reservierter steht man den
Residenten gegenüber, den Dauergäs-
ten, fremden Zuwanderern also, die
sich Mallorca als zweite Heimat erko-
ren haben. Zwar liegen diese dem
Staat nicht als Sozialhilfeempfänger
auf der Tasche, lassen die Einheimi-
schen aber zuweilen um ihre Selbst-
ständigkeit fürchten. Etwa 10 % des
Grundbesitzes sollen sich bereits in
deutscher Hand befinden, und mit
40 000 Bewohnern stellen die Deut-
schen gut 5 % der Inselbevölkerung.
Dass es längst eine deutsche Zeitung
gibt, einen deutschen Radiosender
und einen deutschen Buchladen, dass
deutsche Altenheime existieren, damit
kann sich ein Mallorquiner ja noch ab-
finden. Als dann aber der deutsche,
seit 30 Jahren auf Mallorca ansässige
Wurstfabrikant Horst Abel ankün-
digte, mit seiner Partei Amigos Alema-
nes in España (Deutsche Freunde in
Spanien) bei den Kommunalwahlen
1999 zu kandidieren, ging die ›Ein-
deutschung‹ den meisten aber doch
entschieden zu weit.
Der Traum von
der Selbstbestimmung
Mallorca kämpft aber nicht nur gegen
teutonische Invasoren, auch mit dem
Festland, genau genommen mit der
Zentralregierung in Madrid, liegt man
seit jeher im Clinch.
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