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Gleiche essen und eine Portion weni-
ger bestellen.
Eine Hürde kann die Speisekarte
sein, die entweder gar nicht oder nur
in Form einer georgischen Preisliste
vorhanden ist. Auch stellt sich die Fra-
ge: Was gehört zusammen, welches
Gericht sollte zu welchem Gang ge-
wählt werden? Zum Glück ist das nicht
wirklich ein Problem, denn in Geor-
gien ist man flexibel. Man wählt einige
Gemüse-, Käse-, Fleisch- und/oder
Fischgerichte aus und isst diese in ei-
ner beliebigen Reihenfolge oder
nimmt etwas davon und etwas davon.
Zu fast jedem Mahl wird Brot ge-
reicht. Wer das nicht will, muss es
deutlich sagen (russ. bes chleba ). An-
ders als in Mitteleuropa gibt es keine
festgelegten Gänge. Nicht unerwähnt
bleiben darf der touristenfreundliche
Einfluss der zahlreichen Hilfsorganisa-
tionen, deren Mitarbeiter offenbar ei-
ne Nachfrage nach englischen bzw.
mehrsprachigen Speisekarten geschaf-
fen hat. Hier handelt es sich keines-
wegs immer um teure Touristenfallen,
auch einfachere Gaststätten bemühen
sich. Falls die Speisekarte mal nur in
Georgisch oder Russisch ist - Fragen
hilft immer. Dabei kann auch gleich
der Preis notiert werden. Es wäre übri-
gens ein Fehler, aus Unkenntnis auf
scheinbar europäische Gerichte aus-
zuweichen, denn oft sind sie mit ihren
Namensvettern nicht wirklich ver-
gleichbar. Einen echten georgischen
M'zwadi, der unter der russischen Be-
zeichnung Schaschlik einen weltwei-
ten Siegeszug angetreten hat, gibt es
nur in Georgien!
Man kann das Essen in Restaurants
oder an Marktständen im Allgemeinen
bedenkenlos verzehren.
Tischsitten
Eine Besonderheit stellt die georgi-
sche Festtafel (Supra) dar, die unter
der Leitung eines Tamada steht. Dieser
Tischleiter sorgt für einen geordneten
und auch ritualisierten Ablauf des Fest-
essens, bringt Trinksprüche aus und
lässt Lieder singen. Zu den Ritualen
gehört es, dass ein Glas auf die Ver-
storbenen, die Frauen, die Freunde,
das Land der Gäste usw. geleert wird.
Diese Reihenfolge, die leicht variieren
kann, wird auch dann eingehalten,
wenn man unterwegs zu „einem Gläs-
chen“ eingeladen wird.
Es ist übrigens trotz eines unglaubli-
chen Weingenusses absolut verpönt,
seine Trunkenheit zu zeigen! Und es
ist ein Gerücht, dass man gezwungen
wird zu trinken. Immer wieder kann
man feststellen, dass Autofahrer ein
Glas zum Schein mittrinken. Frauen
haben sowieso mehr Freiheiten bei
Tisch, und wer absolut nicht trinken
mag, tut so, als ob er trinkt, und kann
darauf hinweisen, dass er eine Medizin
einnimmt, die sich nicht mit Alkohol
verträgt.
Sollte man als Tourist zu einer Fest-
tafel eingeladen werden, kann man
den Tamada in Aktion erleben. Aller-
dings steht man als Ausländer immer
im Mittelpunkt, was auf Dauer entwe-
der anstrengend oder peinlich oder
beides werden kann. Hier muss jeder
seine eigenen Erfahrungen sammeln.
 
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