Travel Reference
In-Depth Information
Tbilisi 20 Jahre später verlor die Heer-
straße viel von ihrer wirtschaftlichen
Bedeutung.
Die Heerstraße war immer auch ein
Platz des Austausches von Ideen und
ein Ort romantischer Schwärmereien.
So reiste nicht nur Alexander Puschkin
1829 ohne Erlaubnis von Wladikawkas
nach Tbilisi, sondern seine Gedichte
(„Der Kaukasus“, „Auf den Bergen
Georgiens liegt finstre Nacht“, „Die
Lawine“) und seine Reiseaufzeichnun-
gen („Die Reise nach Arsrum während
des Feldzuges im Jahre 1929“) lösten
einen wahren Kaukasusboom aus.
Schon bald folgten Leo Tolstoi („Had-
schi Murat“), Michail Lermontow, Niko-
lai Ostrowski, Anton Tschechow, Ma-
xim Gorki, Wladimir Majakowski und
der Maler Ilja Repin. Nach dem An-
schluss Georgiens und der Fertigstel-
lung des Reiseweges war es für junge
Georgier aus gehobenen Kreisen op-
portun, in St. Petersburg oder Moskau
zu studieren. Diese Männer nannte
man „Tergdaleulni“, d.h. „die vom
Wasser des Tergi tranken“ (der Tergi,
russisch Terek, ist ein Fluss auf der
Nordseite des Großen Kaukasus). Aus-
gerechnet das Studium der jungen
Männer in Russland hatte zur Folge,
dass viele neue Ideen zur Bildung ei-
nes georgischen Nationalstaates mit-
gebracht wurden.
Aber auch westeuropäische Aben-
teurer und Schriftsteller bereisten die
Georgische Heerstraße, allen voran
der französische Romancier Alexandre
Dumas der Ältere mit seinem Begleiter
Moynet („Gefährliche Reise durch den
wilden Kaukasus 1858-1859“), der
Norweger Knut Hamsun („Im Mär-
chenland“) oder Ernst Haeckel (Reise-
briefe).
Der Verlauf der Straße
Die 207 km lange Heerstraße verläuft
von Digomi, dem nordwestlichen
Randbezirk von Tbilisi, bis zur nord-
ossetischen, zu Russland gehörenden
Stadt Wladikawkas (in alten Landkar-
ten oft noch als Ordshonikidse be-
zeichnet). Sie folgt dem Flusslauf der
Aragwi und des Terek. Unterwegs gibt
es interessante Orte zu besichtigen.
Reisende ab Tbilisi passieren Mzche-
ta, die alte Hauptstadt Kartliens und
des antiken Iberiens, die Festung Ana-
nuri und Passanauri. Etwa ab hier
macht die gut ausgebaute Straße eine
große Biegung in nordwestlicher Rich-
tung und man erreicht den Winter-
sportort Gudauri. Weiter nach Nor-
den passiert man den Kreuzpass
(Dschwari-Pass). Von hier sind es noch
wenige Kilometer über Chobi (engl.
Khobi) und Zioni nach Kasbegi, dem
ehemaligen Stepanzminda (St. Stefan),
Sitz der Verwaltung des Gebietes Kas-
begi. Nördlich von Kasbegi befindet
sich die Darjal-Schlucht, in der im
11. Jh. auf Veranlassung von König Da-
wit dem Erbauer die Festung Darjal
zum Schutz des Weges erbaut wurde.
Kasbegi ist heute wieder als „Stepanz-
minda“ (engl. Stepantsminda) ausge-
schildert. Zurzeit ist aus politischen
Gründen der etwa zehn Kilometer
nördlich von Kasbegi gelegene Grenz-
Search WWH ::




Custom Search