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Swanen leben auf ihrem heutigen
Gebiet seit etwa 2000 v.u.Z. Die ältes-
ten Wehrtürme können auf das erste
vorchristliche Jahrhundert datiert wer-
den. Das Fürstentum Swanetien glie-
derte sich im 12. Jh. dem georgischen
Königreich an, wo es als Saeristawo
Swanetien eine eigenständige Verwal-
tungseinheit bildete. Die Mongolen
schafften es nie, in das undurchdringli-
che Bergland vorzustoßen. Im 15. Jh.
entstanden das Fürstentum Dadasch-
keliani-Swanetien im westlichen Ober-
Swanetien, das Fürstentum Unter-
Swanetien und das Freie Swanetien im
östlichen Ober-Swanetien. 1857-1959
wurde Unter-Swanetien von Russland
annektiert, 1864 auch Ober-Swane-
tien. 1864 bereiste der deutsche Na-
turforscher Gustav Radde als erster eu-
ropäischer Reisender die Region.
Die Christianisierung Swanetiens
erfolgte um das Jahr 523. Allerdings
sind noch heute heidnische Bräuche
erkennbar, z.B. das Opfern von Wid-
dern und die Ablage ihrer Hörner auf
dem Altar. Der swanetische Sonnen-
gott Lile ist möglicherweise identisch
mit dem sumerischen Sonnengott En-
lil. In früheren Zeiten waren Stammes-
fehden und Blutrache an der Tages-
ordnung.
Ein typisches Swanendorf besteht
aus etwa 30 Familien, deren Gehöfte
sich um Wehrtürme gruppieren. Die
üblicherweise etwa 28 m hohen Tür-
me verfügten über Schießscharten
und Geheimgänge. Die meisten von
ihnen wurden im 11. bis 13. Jh. erbaut,
obwohl die Fundamente einiger Tür-
me bis zu 2000 Jahre alt sind. Das Le-
Erdrutsche im April 2005
Immer wieder richten Erdrutsche größ-
ten Schaden an. So gingen im April 2005
über fünf Tage sintflutartige Regenfälle nie-
der, mit der Folge, dass die Flüsse über die
Ufer traten und riesige Muren (Schlammla-
winen) und Geröll lösten. Betroffen waren
vor allem die Gebiete Mestia und Lentechi
in Swanetien, Oni, Ambrolauri und Zageri
in Ratscha-Letschchumi sowie Kutaisi und
Zqaltubo in Imeretien. Ungefähr 60 Dörfer
waren von der Umwelt abgeschnitten, da
die ohnehin sehr schlechten Wege voll-
ends zerstört und Brücken teilweise weg-
gespült worden waren. Es gab weder
Strom noch Trinkwasser, Vieh ertrank oder
musste notgeschlachtet werden, da Geröll
und Schlamm das Weide- und Ackerland
so massiv bedeckten, dass es vorerst land-
wirtschaftlich nicht mehr nutzbar war.
Außerdem wurden Scheunen und Gehöf-
te zerstört oder beschädigt und das letzte,
im April noch vorrätige Futter war verdor-
ben. Etwa 70 Häuser wurden gänzlich zer-
stört, 3000 Menschen mussten evakuiert
werden. Von westlichen Medien weitge-
hend unbemerkt, rief die georgische Re-
gierung den Notstand aus.
ben der Swanen war und ist geprägt
von Ackerbau und Weidewirtschaft
in den heißen kurzen Sommern. Wäh-
rend der Tauwetterperiode kommt es
immer wieder zu verheerenden Erd-
rutschen, im Winter zu Lawinenab-
gängen.
Das Dorfleben gestaltete sich er-
staunlich demokratisch. Alle Dorf-
bewohner beiderlei Geschlechts ab
20 Jahren wählten in ihrer Vollver-
sammlung den Machschwi, eine Art
Ortsvorsteher. Dieser musste eine als
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