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Nachrichten zu überbringen hat. Die negative Nachricht muss also zunächst
einmal von der eigenen Person gelöst werden. Die Botschaft darf nicht sein, dass
man nun mal fürs Überbringen der schlechten Nachrichten zuständig sei. Damit
erfüllt man zwar das Rollenverständnis der Gruppe, die Botschaft bleibt jedoch auf
der Strecke. Die typischen negativen Nachrichten der IT-Sicherheitsbeauftragten,
Datenschützer und Co. sollten also von ihrer Sicherheitsrolle getrennt vorgebracht
werden. Die nicht umgesetzten Maßnahmen sind nicht deshalb ein Problem, weil
sie im Sicherheitskonzept stehen, sondern weil aus ihnen ein Risiko für die Ziele
des Unternehmens oder der Behörde resultieren. Ein Sicherheitsvorfall ist kein
Problem des Sicherheitsbeauftragten, sondern des Unternehmens.
Wer wie Alice, Bob und Dave im letzten Fallbeispiel vorgebaut und dafür gesorgt
hat, dass Mitarbeiter und Chefs aus dem Sicherheitsteam auch mal positives zu
hören bekommen, der wird bei der Überbringung schlechter Nachrichten
überhaupt Gehör finden. Eine der Grundregeln guter Rhetorik zum Beispiel lautet,
ab und an den Tonfall zu variieren. Wer will, dass das Publikum zuhört und sich
nicht untereinander unterhält, der muss auch mal leiser sprechen. Wer immer leise
spricht, dem schlafen die Zuhörer ein. Ein anderes Beispiel: Gute Chefs wissen,
dass sich Lob und Tadel abwechseln müssen, damit sie noch wahrgenommen
werden. Wenn es schon ein Lob ist, wenn der Chef mal zehn Minuten nicht schreit,
dann ist das Gleichgewicht aus den Fugen geraten. Das gilt auch für
Sicherheitsexperten: Die Balance macht den Erfolg. Wenn Sicherheitsexperten
Schulnoten für Mitarbeiter und Chefs verteilen müssen, dürfen es nicht immer nur
Fünfen und Sechsen sein!
Schlechte Nachrichten müssen immer im Verhältnis zu guten Nachrichten
wahrgenommen werden können. Erst, wenn man dem Chef wochenlang erzählt
hat, welche Erfolge man erzielen konnte, wird er wahrnehmen, wenn es plötzlich
bergab geht. Gleiches gilt für die Mitarbeiter.
Der Empfänger macht die Nachricht. Es ist also im Sinne der Kommunikation nicht
entscheidend, ob ein bestimmtes Verhalten objektiv gut oder schlecht ist, sondern
subjektiv. Wenn man am Anfang einer verbesserten Sicherheitskultur steht, sind
auch objektiv kleine Schritte schon ein subjektiver Erfolg. Vielleicht trivial: Was in
der fünften Schulklasse in Mathematik für eine zwei reicht, reicht eben in der
Abiturprüfung noch nicht mal für ein mitleidiges Lächeln des Prüfers. Und die
besten Mathe-Noten reichen im Studium meist nicht mal übers erste Semester.
Schlechte Nachrichten müssen also nicht nur in einem angemessenen Verhältnis zu
guten Nachrichten stehen, sondern auch zur konkreten subjektiven Situation
passen.
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