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Jakobuskult
In die vorrückende Reconquista fiel
zu Beginn des 9. Jahrhunderts die
wundersame
Entdeckung des Apos-
telgrabes,
die auf einen legendären
Einsiedler und einen geheimnisvollen
Sternenregen im heutigen Santiago de
Compostela zurückging. Das damals
herrschende asturisch-leonesische Kö-
nigshaus verbreitet die Kunde von die-
sem Fund in ganz Europa: Das Grab
des Apostels Jakobus ist entdeckt!
Die
Überlieferung
berichtet, dass
der Apostel
Jakobus der Ältere
im Jah-
re 44 unserer Zeitrechnung durch ein
Dekret des
Herodes Agrippa
hinge-
richtet wurde. Über das Meer gelang-
ten
Jakobus'
von seinen beiden Jün-
gern begleiteten sterblichen Überreste
auf einem „Engelsschiff“ bis nach Pa-
drón in Galicien und von dort auf ei-
nem Ochsenkarren in einen einsamen
Wald, wo sie bestattet wurden und im
Mittelalter Santiago de Compostela
(„heiliger Jakobus vom Sternenfeld“)
entstand. Wo die Grenze zwischen
Geschichte und Legende liegt, ist nicht
zu ermessen.
Was fest steht ist, dass die Auffin-
dung des Grabes zweierlei bewirkte.
Zum einen stieg Jakobus (spanisch:
Santiago) zum
Schutzpatron
der
„christlichen“ Reconquista-Streiter auf
und beflügelte die Rückeroberung der
maurisch besetzten Gebiete.
Zum anderen avancierte
Santiago
de Compostela
- neben Rom und Je-
rusalem - zu einem der bedeutends-
ten christlichen Wallfahrtsziele im Mit-
telalter. Auf kleinere Pilgerfahrten von
Christen aus der näheren Umgebung
Santiago de Compostelas folgten die
ersten, von den Mönchen Clunys or-
ganisierten Pilgerzüge aus Burgund.
Später kamen Wallfahrer aus ganz
Europa: britische über den Ärmelka-
nal, italienische über die Alpen, nord-
ländische durch Zentraleuropa. Die
Binnenlandpilger trafen sich im We-
sentlichen auf den vier großen
Pilger-
wegen,
die Frankreich durchzogen
und die ihre Anknüpfungs-, bzw. Aus-
gangspunkte in Paris, Vezelay, Le Puy
und Arles hatten. Im französischen
Ostabat liefen die Wege aus Paris, Ve-
zelay und Le Puy zusammen, um sich
von dort aus über die Pyrenäen hin-
Die Kathedrale von Santiago de Compostela
