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So konnte schon bald die ganze Auf-
merksamkeit dem Ausbau der Infra-
struktur geschenkt werden. Augustus'
zeitweiliger Mitregent und Schwieger-
sohn Marcus Vipsanius Agrippa wurde
19 v. Chr. zum Statthalter ernannt und
verewigte sich mit der Errichtung des
Aquädukts Pont du Gard für die Was-
serversorgung von Nîmes. Die bereits
von Italien bis Aix bestehende Via Au-
relia wurde bis nach Tarascon/Beau-
caire und Arles fortgebaut, wodurch
der Anschluss an die Via Domitia ge-
knüpft wurde. Und mit dem Bau der
Via Agrippa, die Arles mit dem Nor-
den verband, war das römische Stra-
ßennetz der Provence noch in augus-
täischer Zeit fertiggestellt. Der Prin-
ceps ließ zudem Tausende von Kriegs-
veteranen in der Provence ansiedeln,
womit er gleich zwei Dinge erreichte:
Einerseits versorgte er die ausgedien-
ten Soldaten mit Land, zum anderen
trieb er so die Durchdringung der kel-
toligurischen Kultur mit römischer Zi-
vilisation voran.
Die Narbonensis entwickelte sich
zur Musterprovinz des Reiches, es be-
stand ein funktionierendes Bewässe-
rungssystem, die Landwirtschaft blüh-
te, und immer mehr Baudenkmäler
schmückten die Städte. Diese vorbild-
liche Romanisierung hatte jedoch
auch ihre Kehrseite. Der keltische
Götterkult und die Lehrtätigkeit der
Druiden wurden systematisch ver-
drängt, und die Heiligtümer der Urbe-
völkerung überbauten die Römer oh-
ne Rücksicht mit eigenen Tempelanla-
gen. Unter Augustus' Nachfolger Tibe-
rius erhoben sich daher noch einmal
Wellen des Widerstandes in der Pro-
vence, die mit Nachdruck und Schärfe
bekämpft wurden.
Die von Trajan (98-117 n. Chr.) und
Hadrian (117-138 n. Chr.) eingeleitete
Epoche des Friedens und Wohlstands
fand ihre Vollendung in Antoninus Pi-
us (138-161 n. Chr.). Dieser war sei-
ner Herkunft nach Provenzale, sein
Vater stammte aus Nîmes. Während
seiner langen Regierungszeit gab es
keine Kriege in dem gewaltigen Reich,
und anstatt so freigesetztes Geld zu
verprassen, hielt er sparsam Hof und
ging klug mit den Finanzen um. Be-
trächtliche Mittel flossen darum zur Er-
richtung öffentlicher Bauten in die
Provinzen, wobei er natürlich sein Va-
terland, die Provincia Gallia Narbo-
nensis, in besonderem Maße bedach-
te. Doch dieser lange, komplizierte
Name war längst ungebräuchlich ge-
worden, die simple Benennung Pro-
vincia reichte aus, und man verstand,
dass damit die Musterprovinz in Gal-
lien gemeint war.
Der Verfall der römischen
Herrschaft in der Provence
Mit den Soldatenkaisern (235-305
n. Chr.) versank das bereits angeschla-
gene römische Reich vollends im Cha-
os und wurde an seinen Grenzen ex-
trem verletzlich. Den Alemannen war
es schon früh gelungen, sie zu durch-
brechen, sie zogen 259 und zwischen
270 und 280 n. Chr. marodierend
durch die Provence.
Der letzte Soldatenkaiser Diocletian
(284-305 n. Chr.) versuchte noch ein-
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