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Das System war schließlich so effizi-
ent, dass Gaius Julius Caesar die be-
friedete Provincia Gallia Narbonensis,
die ihm seit 55 v. Chr. ein zweites Mal
für fünf Jahre als Prokonsul (oberster
römischer Provinzverwalter) unter-
stand, problemlos als Ausgangsbasis
für die Eroberung des übrigen Galli-
en benutzen konnte (58-51 v. Chr.).
Während er den letzten großen Gal-
lieraufstand unter Führung des Aver-
nerfürsten Vercingetorix niederschlug
(52 v. Chr.), konnte er sich der Ruhe in
der Narbonensis gewiss sein.
Auch sonst profitierte Rom von der
Narbonensis, trieb dort Steuern ein,
rekrutierte Hilfstruppen und legte der
Bevölkerung Frondienste auf. Selbst in
den römischen Bürgerkrieg wurde die
Provinz involviert. Vor allem für Mar-
seille hatte der Machtkampf zwi-
schen Caesar und Pompeius (49-46
v. Chr.) verheerende Folgen. Leider
hatte es sich in diesem Konflikt auf die
falsche Seite geschlagen, auf die des
Verlierers Pompeius nämlich. Fast ein
halbes Jahr belagerte Caesar die Stadt,
seine Strafe konnte härter kaum sein:
Er ließ ihre Mauern schleifen, vernich-
tete die Flotte und konfiszierte fast alle
Besitzungen.
Um seine Soldaten zu versorgen, die
ihm zu seinem Sieg verholfen hatten,
gründete er in den Provinzen neue,
jetzt militärische Kolonien in Arles
und Narbonne, ein politisch höchst
kluges Vorgehen, das Augustus vollen-
den sollte.
Das 1. Jh. v. Chr. war gekennzeich-
net durch die immer stärkere Einbin-
dung der politischen Klasse Galliens in
das römische Klientelsystem. Schon
bald machten nicht wenige von ihnen
Karriere in Rom: Pompeius Paulinus,
Konsul und Legat in Germanien,
stammte aus Arles, die Dichter Corne-
lius Gallus und Agricola waren aus Fré-
jus, und Burrhus, vielleicht sogar Taci-
tus nannten Vaison ihre Vaterstadt.
Im folgenden Jahrhundert dehnte
sich diese Romanisierung tatsächlich
auf die gesamte politische Elite Galli-
ens aus, perfekt unterstützt von der
kulturellen Durchdringung des Lan-
des. Mittlerweile war Gallien durch
und durch urbanisiert. Auf dieser
Grundlage erweckte Rom eine alte
Rechtspraxis wieder zum Leben: Es
verlieh den lokalen Beamten und ihren
Verwandten das römische oder latini-
sche Bürgerrecht . In der augustei-
schen Ära bestanden insgesamt 37 Ko-
lonien dieser Art, u. a. Aix, Avignon,
Apt, Carpentras, Cavaillon und Vaison.
Viele von ihnen wurden mit prächti-
gen römischen Bauwerken ge-
schmückt, mit Triumphbögen (Oran-
ge), Tempeln (Nîmes) und Amphithea-
tern (Nîmes, Arles, Orange).
Die Pax Augusta
Im Jahr 22 v. Chr. organisierte Augus-
tus, der Nachfolger Cäsars, die galli-
schen Provinzen neu. Ein Prokonsul
verwaltete nun die Narbonensis, der in
Narbonne residierte, was auch hieß,
dass das heutige Languedoc den Kern
der Provinz ausmachte. Wichtiger war
aber die Tatsache, dass keine Truppen-
präsenz mehr vonnöten war.
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