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Sträuchern gesucht haben, ihn aber
nur spärlich bedecken. Aus dieser
kümmerlichen Pflanzendecke blitzt
nicht selten weiß-graues Kalkgestein
hervor, und der Boden ist an manchen
Stellen gar so dünn, dass er nur noch
die Gesteinsritzen durchädert.
Für den Namen Garrigue soll die
Kermeseiche Pate gestanden haben,
bzw. garigoula, der provenzalische
Ausdruck für diese Pflanze. Andere
halten die Beziehung zu dem ur-
sprünglich keltischen Wort garric für
wahrscheinlicher, das die Eiche
schlechthin bezeichnet. Eine dritte
Deutung geht davon aus, dass Gari
sich auf einen keltischen Wortstamm
zurückführen lässt, der einen ganzen
Lebensraum bezeichnete, also hier ein
trockenes, steiniges Gebiet mit Eichen-
bewuchs. Wie dem auch sei, von dem
Wort Macchia (Maquis) lässt sich der
Name nicht ableiten, obwohl die bei-
den eng verwandt sind bzw. die Garri-
gue eine Macchia ärmerer Ausprä-
gung ist, denn die sonst ähnliche
Macchia wird etwas höher (zwei bis
vier Meter) als die Garrigue (bis zu
zwei Meter).
Auf den Hochebenen der Provence,
in der Nachbarschaft der Garrigues,
wächst auch der Lavendel oder eine
Abart dessen, der Lavandin, vor allem
im Land von Sault und auf dem Pla-
teau von Valensole, doch im Grunde
überall in der Hochprovence (siehe
Exkurs bei Valensole). Im Vaucluse
(und im benachbarten Tricastin) sind
die Trüffeln beheimatet, die sich mit
Vorliebe Eichen als Wirt aussuchen
(siehe Exkurs bei Carpentras).
Weinreben gibt es fast überall in der
Provence, doch die edelsten Tropfen
bringen sie im Rhônetal hervor (siehe
Kapitel über den Wein). Die schönen,
silbrig-grün glitzernden Ölbäume sind
ebenfalls weit verbreitet; das beste Oli-
venöl kommt aus den Alpilles. Für die-
se Gegend besonders typisch sind
auch die züngelnden Zypressen, die
van Gogh so liebte und immer wieder
malte. Sie und die dichten Schilfrohr-
hecken der Cannes schützen die
fruchtbaren Felder des Rhône-Beckens
vor dem grausamen Mistral. Straßen,
Wege und Plätze der Provence sind
oft von mächtigen Platanen gesäumt,
die nicht nur für Atmosphäre sorgen,
sondern deren dichtes Blätterdach
auch vor der gleißenden Sommerhitze
schützt.
Völlig anderen Charakters als in der
übrigen Provence sind Landschaft,
Tier- und Pflanzenwelt der Camargue.
Ihre Dünen und Steppen, ihre salzigen
Seen und Sümpfe sind ein Vogelpara-
dies, wie es in ganz Europa kein zwei-
tes gibt (siehe dazu im Kapitel „Ca-
margue“).
Kein Sommertag in der Provence ist
vorstellbar ohne den Gesang der Zika-
den, der cigales. Mit rhythmischer
Kraft und verwirrender Harmonie er-
füllt er die heiße Luft - was anderes
könnte er sein als ein Liebesgesang? Es
sind die Männchen, die dieses Konzert
anstimmen, um die Weibchen herbei-
zulocken. Zu allein diesem Zweck sitzt
an ihrem Hinterleib ein hoch entwi-
ckelter Apparat, einzigartig in der Tier-
welt. Er besteht vor allem aus zwei
Membranen, den Zimbeln, von denen
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