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Wirtschaft -
im Auf und Ab des Hafens
„Euroméditerranée“-Projekts . Und all
diese Baumaßnahmen haben hunder-
te neuer Firmen angezogen und tau-
sende Arbeitsplätze entstehen lassen.
Das ist nur ein Erfolg der vergangenen
Jahre.
Von der Eröffnung der TGV-Verbin-
dung nach Paris hat Marseille unge-
mein profitiert. Die Stadt ist damit auf
drei Stunden Fahrzeit an Paris heran-
gerückt und wird als Firmensitz plötz-
lich sehr attraktiv. Das hat das wirt-
schaftliche Klima nachhaltig belebt.
Entscheidend aber könnte, wie
schon so oft in der Geschichte der
Stadt, die geografische Lage sein und
damit der Hafen. Noch hat er sich
nicht erholt vom Ende des Kolonial-
reiches, den Konflikten am Golf und
den Erdölkrisen. Genua und Barcelona
wuchsen zu starken Konkurrenten
heran.
Das Container-Zeitalter ist an Mar-
seille vorübergegangen: War der Ha-
fen 1985 für den Transport von Con-
tainern noch Nummer eins im Mittel-
meer, so lag er 20 Jahre später nur
noch auf Platz elf. Als ein Problem
wird immer wieder die große Macht
der Gewerkschaften genannt. Die
Konflikte mit den Arbeitgebern sind
legendär. Jahrelang verhakten sich die
Parteien im Streit um die Hafenreform:
In Marseille ist das Ausladen per Kran
in der Hand staatlicher Gesellschaften,
während das Lagern und Weiterver-
laden privatwirtschaftlich abgewickelt
wird. Eine Teilung, die viel Geld kostet,
um die die Gewerkschaften aber
kämpfen. 2010 ging es gegen die Ren-
tenreform. Und wieder stauten sich
Das Schlimmste ist überstanden. Aber
gesund ist der Patient noch lange
nicht. So könnte man die wirtschaftli-
che Lage in Marseille zusammenfas-
sen. Um die Dimension des Problems
zu verstehen, reicht eine Zahl: Inner-
halb von 20 Jahren verlor Marseille
nicht weniger als 150.000 Einwohner.
Das war zwischen 1975 und 1995.
Selbstherrlich hatte Marseille eine
engere Zusammenarbeit mit den klei-
neren Nachbarstädten lange Zeit ver-
weigert. Nun wurden diese Orte im-
mer attraktiver. Vor allem Gutverdie-
ner wanderten ab, weil die Lebensqua-
lität in Marseille stetig sank. Dieser
Trend ist inzwischen gestoppt: Seit der
Jahrtausendwende wächst Marseille
wieder.
Ähnlich sieht es bei der Arbeitslo-
senrate aus. In den 1990er Jahren war
sie auf mehr als 20 Prozent gestiegen.
Inzwischen liegt sie noch bei rund 13
Prozent. Mitten in der Innenstadt, wo
viele sozial schwache Menschen le-
ben, sind die Zahlen allerdings immer
noch bedeutend schlechter. Mehr als
20 Prozent Arbeitslose sind hier die
Regel. Das durchschnittliche zu ver-
steuernde Jahreseinkommen in diesen
Vierteln liegt zwischen 7000 und
10.000 Euro, bis zu 40 Prozent leben
von staatlichen Leistungen. Der Alte
Hafen und die Canebière sind eine
Scheidelinie: Nördlich davon leben die
Armen. Aber genau diese Viertel sind
es, die nun am meisten profitieren von
den gigantischen Sanierungen des
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