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1214 errang die Unterstadt für ein
paar Jahrzehnte eine Art Selbstverwal-
tung durch die Bürger, ein Experiment,
das dann Karl von Anjou zwischen
1252 und 1257 beendete: Er eroberte
die ganze Stadt. 1481 fiel mit der übri-
gen Provence auch Marseille an die
französische Krone.
Noch im Mittelalter entstanden die
heute zu sehenden Befestigungen am
Hafen: Die Tour St-Jean an der Nord-
seite und im damals noch unbesiedel-
ten Süden eine Mauer, die die Tour
St-Nicolas und das wehrhaft ausge-
baute Kloster St-Victor einbezog.
laufenden Straßenzüge - und Vorstäd-
te eingegliedert. Mit von der Partie
war der Architekt Pierre Puget, der un-
ter anderem die Charité konstruierte.
In der Revolution schickte Marseille
die Jakobiner nach Paris und mit ihnen
ihr Kampflied, die Marseillaise, heute
französische Hymne. Doch in der auf-
ständischen Stadt erhob sich bald
auch die Konterrevolution, die Zentral-
gewalt setzte sich erst 1793 wieder
durch.
Das 18. Jh. brachte, städtebaulich
gesehen, wie auch anderswo in Frank-
reich breite Boulevards, die wie
Schneisen teilweise mitten durch be-
stehende Wohnviertel vorangetrieben
wurden.
Der zweite große Aufschwung fiel
aber ins 19. Jh. Wieder verbanden sich
die Geschicke Marseilles mit dem
Hafen. Der gewann durch die franzö-
sische Eroberung Algiers 1830 und
den Bau des Suez-Kanals eine ganz
neue Bedeutung. Es war die Zeit der
ersten Eisenbahnen und Dampfschiffe,
der beginnenden Industrialisierung. In
einem Zug mit dem wirtschaftlichen
Boom erlebte Marseille ein starkes
Bevölkerungswachstum. Beides zu-
sammen brachte der Stadt beträchtli-
chen Reichtum - den sie natürlich vor-
zeigen wollte.
Doch die älteste aller französischen
Städte stand da ohne Monumente, oh-
ne gebaute Erinnerung an die glanz-
volle Vergangenheit. Da lag es nahe
im 19. Jh., architektonisch das histori-
sierende Zeitalter, die Vergangenheit
einfach neu zu erfinden: Überall ent-
standen romano-byzantinische Prunk-
Neuzeit -
Aufschwung durch Handel
Im französischen Königreich blitzte
der rebellische Geist der Marseillaiser
immer dann auf, wenn sie ihre Privile-
gien bedroht sahen - vor allem die In-
teressen als Hafen- und Handelsstadt.
So kam es zu Aufständen gegen Maza-
rin, die erst der Einzug Ludwigs XIV. be-
endete. Er errichtete dann die Forts,
die so zu Symbolen nicht Marseillaiser,
sondern königlicher und also zentralis-
tischer Macht gerieten. Marseille profi-
tierte aber auch, etwa von der Wirt-
schaftspolitk Colberts, die dem Hafen
einen neuen Aufschwung bescherte.
So kam es in diesem 17. Jh. zum ers-
ten großen Aufschwung Marseilles in
der Neuzeit. Die Stadt vergrößerte
sich beträchtlich. Das südliche Ufer et-
wa, an dem mittlerweile Weinbauern
und Fischer wohnten, wurde als neuer
Stadtteil einbezogen; das nördliche
um St-Charles (am Bahnhof) herum er-
weitert - daher die rechtwinklig ver-
 
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