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peius. Caesar zog daraufhin gegen
Massalia, griff vom Meer und vom
Land an und erzwang nach sechs Mo-
naten die Aufgabe. Er zerstörte dann
die griechisch geprägte Stadt mit ihren
Tempeln und Mauern weitgehend; die
Massalia gehörenden Gebiete bis hi-
nauf nach St-Rémy fielen als römische
Kolonie an Arles.
Massalia kam unter römische Herr-
schaft, bewahrte eine gewisse Selbst-
ständigkeit, geriet aber in Konkurrenz
zu Narbonne und Arles und fand sich
innerhalb der Gallia Narbonensis iso-
liert. Mit der Gründung von Fréjus si-
cherte sich Rom zudem einen Hafen
unabhängig von Marseille.
Im 1. Jh. nach der Zeitenwende
stand Marseille so zwar wirtschaftlich
geschwächt da, gleichzeitig begann
aber die ungeheure kulturelle und in-
tellektuelle Ausstrahlungskraft der no-
minell römischen, aber von der Zivili-
sation her griechischen Stadt neu zu
wirken.
Eine weitere Stadtmauer, der An-
schluss an das römische Straßennetz,
die Trockenlegung benachbarter
Sümpfe und natürlich neue, nun rö-
mische Bauten (alle nicht mehr erhal-
ten) zeugten von dieser zweiten Blüte-
zeit.
310 geriet Marseille ein zweites Mal
zwischen die Fronten rivalisierender
Römer. Die Stadt nahm Maximian auf,
den Schwiegervater und Gegner des
Kaisers Konstantin, der Marseille da-
raufhin belagerte und einnahm. Die
Folgen blieben allerdings gering, ver-
glichen mit dem verheerenden Feld-
zug Caesars.
Mittelalter - Zeit der Unsicherheit
Viel wichtiger war ein anderer Ein-
fluss, der die Geschichte Marseilles
und Frankreichs prägen sollte. Als Ha-
fenstadt und als intellektuelle Metro-
pole nahm Marseille sehr früh das
Christentum auf; schon nach dem
Edikt von Mailand 313 gab es eine
christliche Gemeinde mit einem Bi-
schof und bald auch eines der ersten
Klöster Galliens: St-Victor. Trotzdem
vermochte der Bischofssitz später nie
aus dem Schatten von Arles oder Aix
herauszutreten.
Die Jahrhunderte der Völkerwande-
rung liegen im Dunkel historischer Un-
gewissheit. Sicher ist, dass Marseille
nacheinander von verschiedenen ger-
manischen Völkern angegriffen und
auch erobert wurde, etwa von den
Ostgoten, doch ohne dass die neue
Herrschaft von Dauer gewesen wäre.
Die Geschichte des Mittelalters ist
bestimmt von Unsicherheit und Kon-
flikten. Eine Rebellion gegen den frän-
kischen Hausmeier Karl Martell 714 zu-
sammen mit Arles und Avignon ende-
te verlustreich; dies und Epidemien so-
wie Überfälle etwa durch die Norman-
nen ließen die Stadt schrumpfen und
die verbleibenden Einwohner auf dem
befestigten St-Laurent-Hügel Schutz
suchen.
Im Königreich Burgund unterstand
Marseille als Grafschaft dem alten
Konkurrenten Arles. Im 11. Jh. regier-
ten Graf und Bischof jeweils über ei-
nen Teil der Stadt, ein Zustand, der zu
ständigen Zänkereien führte und als-
bald gar zum Bau einer Mauer, die
zeitweilig beide Teile trennte.
 
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