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dem achteckigen Glockenturm ein
stolzes Dorfzentrum bildet.
sich mit einer hohen Mauer gegen die
Landstraße, und dahinter tut sich ein
kleines Paradies auf, ein verzauberter,
scheinbar verwilderter Garten. „Die-
ses verwunschene Stück Land“, so
schrieb Fabre, „dem keiner auch nur
eine Handvoll Rübensamen anvertrau-
en möchte, ist ein irdisches Paradies
für die Hautflügler. Seine mächtige Ve-
getation von Disteln und Flockenblu-
men lockt sie weit aus der Runde her-
bei.“
Zikaden und Frösche sind zu hören,
Papageien gar, Schmetterlinge und In-
sekten fliegen auf, Käfer, Spinnen und
Skorpione bevölkern diesen Garten
Eden.
Fabre, Vater von zehn Kindern aus
zwei Ehen, im übrigen aber ein beses-
sener Arbeiter, schrieb hier neun wei-
tere Bände seiner berühmt geworde-
nen „Souvenirs Entomologiques“, ein
Werk außergewöhnlicher intellektuel-
ler und stilistischer Brillanz, Frucht un-
ermüdlicher Beobachtung und fast
übermenschlicher Disziplin. Der „Ho-
mer der Insekten“, wie Victor Hugo
ihn nannte, war ein Universalgenie,
Philosoph und Poet, Musiker und Ma-
ler zugleich.
Als Autodidakt, der sich univer-
sitären Prüfungen allein zum Zwecke
des Broterwerbs unterwarf, kehrte er
dem Wissenschaftsbetrieb bald gänz-
lich den Rücken, um im Garten seines
Harmas ein eremitenhaftes Dasein zu
führen. Für die „Werkstatt der Folter
und Zerstückelung“, die wissenschaft-
lichen Labors, hatte er nur Verachtung
übrig. Seine Sache war die Beobach-
tung der lebenden Kreatur, und das
Sehenswertes
Das Schloss ist nicht zugänglich,
wohl aber gleich um die Ecke das Ate-
lier von Werner Lichtner-Aix, einem
Maler des 20. Jh. Der Wahlprovenzale
aus München hat 20 Jahre lang seine
Vision der Provence in Gemälden,
Zeichnungen und Skulpturen darge-
legt.
Atelier Werner Lichtner-Aix, Tel. 04.90.70.
01.40. Geöffnet April bis Mitte Okt. tgl. außer
Di und feiertags 14-17.30 Uhr. Ausstellung
und Verkauf. Eintritt frei.
Etwas außerhalb des Ortes an der
D 976 liegt das Museum Harmas -
Musée Jean-Henri Fabre. 1870, im Al-
ter von 47 Jahren, kaufte der Naturwis-
senschaftler dieses Anwesen, das er
„Harmas“ nannte nach dem proven-
zalischen Wort „Hermès“ für „unbe-
bautes Land“. Zeitlebens hatte der
Lehrer und Professor in Carpentras,
Ajaccio, Avignon und Orange von ei-
nem Landhaus geträumt, um sich ganz
der Insektenforschung widmen zu
können, zeitlebens kämpfte er aber
auch gegen die Armut seiner Familie.
Erst das Honorar seiner Bücher -
insgesamt sollten es 95 werden - er-
laubte ihm ein Forscherdasein in
Sérignan. Die Universität Avignon hat-
te er vorher verlassen, weil seine Vor-
lesungen - unter anderem zur Be-
fruchtung der Blumen - Eltern und
Klerus erbosten.
Der Harmas, ein zweistöckiges, alt-
rosa gestrichenes Haus, verschanzt
 
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