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Indiennes -
die provenzalischen Stoffe
Goldgelb wie die Sonne, tiefgrün wie Zy-
pressen, leuchtend rot wie reife Tomaten
und stechend blau wie der provenzalische
Himmel: All diese Farben der Provence fin-
den sich auf den Indiennes wieder, jenen
charakteristisch bedruckten Baumwolltü-
chern der Region, die eine lange Tradition
und ein unverwechselbares Lebensgefühl
widerspiegeln.
Ursprünglich stammten sie aus Indien,
später auch aus Persien und der Türkei. Ein-
gang in die Provence fanden sie um 1650
über den Marseillaiser Hafen - und wurden
prompt zu einem modischen Renner: Far-
benfroh und originell gemustert, waren sie
so ganz anders als die schweren Brokat-
und Seidenkostüme der Zeit, welche die
adligen Frauen trugen. Doch nicht nur die-
se, sondern auch Frauen aus dem Volk ent-
wickelten eine wahre Leidenschaft für die
exotischen Motive der Indiennes, die mit
unbekannten Blumen und merkwürdigen
Tieren geschmückt waren. Echte, handbe-
malte Tücher konnten sich nur die Reichen
leisten, die anderen trugen mittels Druck-
platten hergestellte Nachahmungen.
Es dauerte nicht lange, bis die Provenza-
len selbst begannen, ihre Tücher zu be-
drucken, und rasch breitete sich der Beruf
des Indienneurs aus. Die traditionellen
Manufakturen von Rouen, Lyon und Tours
riefen um Hilfe, woraufhin Paris 1686
prompt die indische Stoffdruckerei in
Frankreich untersagte. Das länger als 70
Jahre andauernde Verbot rief einen regen
Schmuggelhandel hervor und animierte an-
dere europäische Länder, ihrerseits Indien-
nes herzustellen. Das war fatal für die Pro-
vence: Auch als der Stoffdruck längst wie-
der erlaubt war, gab es kaum mehr als eine
Handvoll Ateliers in der Region.
Die heute produzierten Indiennes, die
seit etwa drei Jahrzehnten eine Renais-
sance in der Provence und anderswo erle-
ben, stützen sich auf die alte Tradition.
Durch modernes Design, noblen Anstrich
(zum Beispiel Souleiado, Les Olivades) und
unterschiedlichste Verwendungsmöglich-
keiten (etwa als Tischdecken, Kissen, Ta-
schen, Kleider, Schlafanzüge oder Krawat-
ten) kommen die Stoffe des Südens zu neu-
en Ehren.
Museen
Musée des Arts et Traditions populaires
in Marseille
Museon Arlaten in Arles
Musée du Vieux Nîmes
Musée Souleiado in Tarascon
Weit auseinanderliegende Mas der
Camargue und enge Felsdörfer der
Haute-Provence sind die extremen
Beispiele. Die großen Höfe im Rhône-
delta entstanden oft im 17. und 18.
Jahrhundert. Weil die Urbarmachung
dieses weiten Landes mit der Anlage
von Bewässerungsgräben zu kostspie-
lig war, als dass kleine Besitze sie hät-
ten leisten können, liegen die Mas ein-
sam inmitten riesiger Felder.
Dass viele von ihnen auf römische
Besitzungen an der gleichen Stelle
zurückgehen, weist auf eine zweite
Vorbestimmung provenzalischer Sied-
lungsweise: neben der Anpassung an
die Landschaft die Anpassung an
Krieg oder Frieden, an Bedrohung
 
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