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In noch stärkerem Gegensatz zum
späteren Ruhm steht das Leben Vin-
cent van Goghs (1853-90): Alle Ver-
suche des niederländischen Pfarr-
sohns, im bürgerlichen Leben Fuß zu
fassen, scheiterten. Ohne seinen Bru-
der Theo hätte er sich kaum ernähren
können; er trank und rauchte exzessiv
- und seine Liebe zu Frauen blieb stets
unerwidert.
Sein Genie und seine Manie war die
Malerei, doch selbst diese verschmäh-
ten die Pariser Salons und sogar seine
Kollegen. Der berühmteste Maler der
Moderne ging 1888 von Paris in die
Provence, in der seine Schaffenskraft,
aber auch seine Geisteskrankheit voll
ausbrechen sollten. So gilt uns das
Jahr in Arles heute als das bedeutends-
te seines Lebens (siehe Arles).
Unter dem Einfluss der Sonne des
Südens veränderte sich die Farbpalette
van Gogh s weg von den Grau- und
Brauntönen hin zu klaren, ausdrucks-
starken Farben. Die berühmten „Son-
nenblumen“ entstanden hier. Nach
dem berüchtigten Debakel mit seinem
Malerkollegen Gauguin, in dessen Ver-
lauf van Gogh sich ein Ohr abschnitt,
erholte er sich nicht mehr und ging im
Frühjahr 1889 freiwillig in die Heilan-
stalt von St. Rémy - aus Angst vor dem
Wahnsinn. Trotz oder gerade wegen
regelmäßiger epileptischer Anfälle und
Halluzinationen war er äußerst kreativ,
schuf rund 160 Gemälde, darunter die
„Schwertlilien“, die „Sternennacht“ so-
wie viele Landschaftsbilder mit Zypres-
sen. Das Motiv der Zypresse, die er
flammenartig gen Himmel züngelnd
darstellte, faszinierte ihn; immer ex-
pressiver wurden seine charakteristi-
schen Pinselstriche, entwickelten sich
schließlich zu wirbelnden Linien.
Der Hintergrund seines im Septem-
ber 1889 entstandenen letzten Selbst-
bildnisses besteht aus ebensolchen
blau-grün-grauen, wirbelnden Spira-
len. Zusammen mit dem angestreng-
ten Gesichtsausdruck und dem durch-
dringenden Blick des Malers strahlt
das Bild eine große Erregung aus. Ge-
gen Ende dieses Jahres scheint die
Schaffenskraft van Goghs nachgelas-
sen zu haben, sodass er sich ent-
schloss, in die Künstlerkolonie Auvers-
sur-Oise nordwestlich von Paris umzu-
siedeln. Nach einem Besuch bei sei-
nem Bruder Theo, dessen kleinem
Sohn es nicht gut ging und der zudem
Geldsorgen hatte, machte van Gogh
am 27. Juli 1890 einen langen Abend-
spaziergang. Er kehrte mit einer
Schusswunde zurück, die er sich selbst
zugefügt hatte, und starb zwei Tage
später im Alter von 37 Jahren.
Das
provenzalische Dorf
Bauen auf dem
Land und im Dorf
Unterschiedlich wie die Landschaften
der Provence sind ihre Siedlungsfor-
men. Die große Grenzlinie scheidet
auch hier die Provence der Ebenen
mit verstreuter Siedlungsstruktur vom
Land der Hügel mit konzentrierter
Siedlungsweise.
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