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war es, dass sich der Sitz des mächti-
gen Parlaments herausputzte und sein
goldenes Zeitalter erlebte. In der Alt-
stadt und im seinerzeit neu enstande-
nen Quartier Mazarin finden sich
wunderschöne Barockpaläste, teils
nordfranzösischen, teils italienischen
Stils. Ihre harmonischen Fassaden zie-
ren schmucke Portale, schmiedeeiser-
ne Tore, umrahmte Fenster, Attika-
geschosse, kunstvolle Säulen, Eckpilas-
ter und Reliefs. Nicht selten tragen At-
lanten oder Karyatiden die Balkone.
Repräsentative Innenhöfe und Gärten
vervollständigen das Bild. Ein Para-
debeispiel ist der prächtige Pavillon
Vendôme am Rand des Aixoiser Stadt-
kerns.
Auch Avignon zehrt nicht nur von
der Papstzeit, es ist sogar noch italie-
nisch-beschwingter als Aix, man denke
nur an das Hôtel des Monnaies an der
Place du Petit Palais. Dem französi-
schen Stil setzten Jean-Baptiste und
François Franque mit dem Hôtel de
Villeneuve-Martignan, heute Musée
Calvet, ein Denkmal.
Das Pendant dieser prächtigen
Stadthäuser sind Landsitze und kleine
Schlösser - wiederum in der Gegend
von Aix. Die Besitzer der Hôtels parti-
culiers und der sogenannten Bastiden
waren dieselben, schließlich wollte
man im Sommer die Vorteile des
Landlebens auskosten. Sehenswert
sind vor allem das Wasserschloss in Le
Tholonet sowie La Gaude und La Mig-
narde, benachbarte Anwesen nördlich
von Aix.
Schließlich zeigte sich der klassische
Stil auch in den Rathäusern von Taras-
con, Salon, Aix und Marseille sowie
den Jesuitenkollegien von Avignon,
Aix, Arles und Carpentras. Schöne Bei-
spiele sind auch die Kornhalle und die
alte Universität von Aix. Hospitäler
berühmter Baumeister befinden sich
in Marseille (Vieille Charité von Pierre
Puget, Hôtel Dieu von Portal, Mansard
und Brun ), Avignon (von Franque ) und
Carpentras (von Allemand ). Ein Bei-
spiel für den in der Provence sehr sel-
tenen Stil Louis' XV., den Rokoko, ist
die Synagoge von Carpentras.
Bezeichnet man die Zeit des Barock
noch als Blütezeit, obwohl ihre For-
men gar nicht originär provenzalisch
waren, so gab es danach kaum noch
hervorragende Leistungen auf dem
Gebiet der Architektur. In Marseille
machten sich neoklassische Gebäude
breit (Porte d'Aix, Justiz- und Börsen-
palast, Präfektur und Bibliothek); und
das 19. Jh. verewigte sich hier mit dem
Historismus: Auf geschichtliche Vor-
bilder zurückgreifend entstanden Not-
re-Dame-de-la-Garde, das neobyzanti-
nische Wahrzeichen der Stadt, die
neoromanische Kathedrale Notre-Da-
me-de-la-Major und der Palais Long-
champ in neobarockem Stil.
Was die Moderne angeht, so kann
man natürlich erst recht nicht mehr
von einer originär provenzalischen Ar-
chitektur sprechen. Der Stil der Mo-
derne ist ein internationaler, doch in
der Provence hat sich ein wirklich gro-
ßer Vertreter dieses Stils mit einem sei-
ner wichtigsten Werke verewigt: Le
Corbusier.
Le Corbusier (1887-1965), mit bür-
gerlichem Namen Charles-Edouard
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