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Malerei in Avignon
raus, und das Parlament von Aix ent-
stand. Für die Bautätigkeit verhieß dies
nichts Gutes, lag doch das Machtzen-
trum weit entfernt im Norden, und so
hinterließ die große europäische Be-
wegung des Humanismus hier recht
späte und nur wenige Spuren.
Dennoch ist dies die Zeit, in der
auch in der Provence aus Burgen
Schlösser wurden. Schöne Châteaux
im Luberon (Lourmarin, An-souis, La
Tour-d'Aigues), am Fuße der Vaucluse-
Berge (Gordes) und der Montagne
Ste-Victoire (Vauvenargues) sind Bei-
spiele für das neue Lebensgefühl und
die antikisierende Formgestaltung.
Die Klassik, die französische Form
des europäischen Barock, ist der Bau-
stil des Absolutismus und Ausdruck
seines Lebensgefühls. Vor allem ging
es dabei um unbeschränkte Macht
und um das Bedürfnis, diese zur Schau
zu stellen. Und womit ließe sich dies
besser bewerkstelligen als mit riesigen
Bauten, prunkvoll dekoriert und noch
dazu verdoppelt mittels künstlicher
Gewässer? Man wohnte, dachte, klei-
dete und amüsierte sich in barockem
Stil, der Welt zugewandt. Doch gerade
die Architektur bewahrte auch eine
gewisse Strenge der Formen, die sich
vor allem in der Symmetrie zeigte, ei-
nem Bild für die göttliche Ordnung.
Von dieser Lebenskunst des 17. und
18. Jh. zeugen in der Provence die vie-
len Hôtels particuliers, jene Stadtpa-
läste des Adels, die - bei aller Schön-
heit - einzeln nur wie ein schwacher
Abglanz Versailles' wirken. Ihre Ge-
samtheit jedoch macht Aix-en-Pro-
vence zu einer Perle. Nur natürlich
Als Sitz der Päpste und „zweites Rom“
entwickelte Avignon sich im 14. Jh. zu
einem wirtschaftlichen und kulturellen
Zentrum erster Güte. Künstler aus
dem Norden und aus Italien zog es
hierher, und natürlich riefen die Ober-
hirten ihrerseits bedeutende Meister
an den Hof, um die neue Hauptstadt
der Christenheit angemessen verschö-
nern zu lassen. Die wichtigsten Vertre-
ter dieser ersten Schule von Avignon
sind der toskanische Maler Simone
Martini, von dem wir nur die Ausma-
lung des Portalvorbaus von Notre-Da-
me-des-Doms kennen, und Matteo
Giovanetti aus Viterbo, dessen Fres-
ken den Papstpalast zieren.
Die zweite Schule von Avignon
weist neben den italienischen auch
burgundische und flämische Einflüsse
auf, ganz einfach, weil ihre Vertreter
oft aus diesen Regionen stammten.
Meisterwerke aus dieser Zeit um die
Mitte des 15. Jh. sind die „Marienkrö-
nung“ von Enguerrand Quarton (im
Museum von Villeneuve-lès-Avignon),
sowie das Triptychon „Maria im bren-
nenden Dornbusch“ von Nicolas Fro-
ment und das „Verkündigungs-Tryp-
tichon“, das verschiedenen Künstlern
zugeschrieben wird (beide in Aix).
Baukunst von der Renaissance
bis in die 1990er Jahre
1486 wurde die Provence offiziell mit
Frankreich vereinigt; im darauf folgen-
den Jahrhundert bildete sich die fran-
zösische Form des Feudalismus he-
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