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Grayling, dass »Gehirne religiöse und abergläubische Überzeugungen absondern«, weil
sie so »programmiert« sind:
Als »Glaubensmaschine« ist das Gehirn immer darauf aus, in den einströmenden In-
formationen einen Sinn zu erkennen. Hat es sich dann einen Glauben zurechtgelegt,
rationalisiert es ihn mit passenden Erklärungen, und das geschieht so gut wie immer
nachträglich. Und weil dem Gehirn sein Glaube wichtig ist, hält es nach Bestätigun-
gen für ihn Ausschau und blendet alles aus, was gegen ihn spricht. [67]
Hier scheint allerdings eher der Geist als das Gehirn angesprochen zu sein. Abgesehen
davon, dass wir die Frage der Beziehung zwischen Geist und Gehirn bei Grayling nicht
beantwortet finden, erfahren wir auch nicht, wie es seinem eigenen Gehirn gelingt,
sich von seiner »Programmierung« zu befreien, alles nicht zu seinen Glaubenssätzen
Passende auszublenden. Die mechanistische Theorie verdankt ihre scheinbare Plausib-
ilität dem Umstand, dass sie einen nichtmechanistischen Geist in das menschliche Ge-
hirn schmuggelt. Wenn ein Wissenschaftler der materialistischen Theorie das Wort redet,
funktioniert er dabei mechanistisch? In seinen eigenen Augen nein. Seine Argumentation
macht immer einen stillschweigenden Vorbehalt, nämlich dass er selbst vom mechan-
istischen Determinismus ausgenommen ist. Er glaubt, dass er selbst Wahrheitsaussagen
vorbringt und nicht etwa einfach ausführt, was sein Gehirn ihm vorschreibt. [68]
Offenbar kann man nicht Materialist und auch noch widerspruchsfrei sein. Material-
ismus beruht auf einem latenten, mehr oder weniger geschickt getarnten Dualismus. In
der Biologie zeigt sich dieser Dualismus als Personifikation von Molekülen.
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