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mein Vorhaben erläutern konnte. Seine Reaktion war höchst aufschlussreich. Er sagte:
»Selbstverständlich werden sich die Erwartungen der Schüler als Einfluss bemerkbar
machen. Sie werden zum richtigen Ergebnis kommen wollen, wie könnte es im natur-
wissenschaftlichen Unterricht anders sein? Dieses Experiment wäre der Einstieg in eine
ausgesprochen heikle Angelegenheit, und so etwas muss ich nicht ausgerechnet an mein-
er Schule haben.«
Diese direkte und ehrliche Antwort war mir eine große Hilfe. Mir wurde klar, dass alle
Berufswissenschaftler in ihren Laborkursen auf der Schule und an der Universität über
Jahre dazu erzogen worden sind, zu den erwarteten Resultaten zu kommen.
Über einen Zeitraum von zehn Jahren habe ich an der Cambridge University Laborkur-
se in Zellbiologie und Biochemie und ein weiteres Jahr an der Harvard University über
Grundlagen der Biologie geleitet, in denen die Studenten Standardexperimente macht-
en, deren zu erwartende Ergebnisse wohlbekannt waren. Es gab jedoch immer ein paar
Studenten, die nicht zu den »richtigen« Ergebnissen kamen. Jeder nahm an, dass sie
einfach Fehler gemacht hatten. Es gab Studenten, die des Öfteren nicht zu den gewün-
schten Ergebnissen kamen. Ich vermute, dass sie auch keine guten Abschlüsse gemacht
und wahrscheinlich keine Laufbahn in der wissenschaftlichen Forschung eingeschlagen
haben. Berufswissenschaftler werden die, denen es über Jahre der praktischen Laboraus-
bildung hinweg zuverlässig gelingt, zu den korrekten Resultaten zu gelangen.
In vielen Fällen mag der Experimentatoreffekt an einer die Beobachtungen und die
Datenerfassung verfälschenden Voreingenommenheit liegen, aber auch ein direkter Ein-
fluss auf das Experimentalsystem selbst wäre denkbar. Leicht vorstellbar ist das bei
Experimenten mit der Beteiligung menschlicher Probanden, die irgendwie die Haltung
und Erwartung des Experimentators spüren. Rosenthals Experiment mit den Harvard-
Studenten und ihren Rattenversuchen zeigt, dass auch Tiere sich auf die Art ihrer Be-
handlung einstellen. Aber es könnte noch weitergehen. Was, wenn sich die Erwartungen
des Experimentators direkt, das heißt als unmittelbarer geistiger Einfluss, also auf psy-
chokinetischem Wege, dem beobachteten System mitteilen? Wenn, um ein Beispiel zu
nennen, Hunderte von hochqualifizierten Physikern darauf aus sind, ein schwer feststell-
bares subatomares Teilchen in den noch unbestimmten Partikelströmen eines Teilchen-
beschleunigers zu entdecken, könnte es dann nicht sein, dass sich ihre Erwartungen auf
die Quantenereignisse auswirken? Und könnten die Hoffnungen der Experimentatoren
nicht auch bei Experimenten im Makrobereich den Ausschlag geben?
Solche Möglichkeiten gelten als weit hergeholt, und das Tabu gegen paranormale
Phänomene verhindert im Allgemeinen, dass sie überhaupt thematisiert werden. Ich
finde es wichtig, diesen Fragen nachzugehen, anstatt sie zu verdrängen. In den Labors
kursieren etliche Anekdoten von Leuten, die mysteriöse Effekte hervorzubringen ver-
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