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mögen. Das können auch negative Effekte sein, verursacht durch Personen, die schnell
als Unglücksraben angesehen werden. Eines der berühmtesten Beispiele ist der so-
genannte Pauli-Effekt, benannt nach dem Physiker und Nobelpreisträger Wolfgang Pauli
(1900-1958). Er besaß den Ruf, jegliche Laborapparatur durch seine bloße Gegenwart
außer Gefecht setzen zu können. Sein Freund Otto Stern, Experimentalphysiker in Ham-
burg, verbannte Pauli sogar aus seinem Labor, um diesem Effekt vorzubeugen. Pauli
selbst hielt diesen Effekt für real und war in Sorge, er könne durch seine Anwesenheit
den Brand im Zyklotron der Princeton University mitverursacht haben. [577]
Doch was sich als direkter Einfluss des Geistes auf die Materie darstellt, kann auch
segensreich sein. Ein Biochemieprofessor an einer bedeutenden amerikanischen
Universität erzählte mir, das Geheimnis seines Erfolgs liege zum Teil in dem Umstand,
dass er Proteinmoleküle reiner darzustellen verstand als seine Kollegen. Wenn er eine
Probe gemischter Proteine zu trennen hatte, blieb er einfach bei dem Apparat in der Käl-
tekammer und machte seinen Willen zu einer klaren Trennung geltend. Er sagte sogar:
»Trennt euch!«
War das sein persönlicher Aberglaube oder ein realer Effekt? Man könnte dieser
Frage experimentell auf den Grund gehen. Man könnte beispielsweise zwei identische
Apparaturen mit der gleichen Proteinmischung befüllen. Die eine, zufällig ausgewählt,
würde man dem Professor zur Begleitung des Separierungsprozesses übergeben, die
andere würde für die gleiche Zeit und ohne Begleitung in einer anderen Kältekammer
verbleiben. Danach würde man die Trennungsergebnisse vergleichen und mögliche Un-
terschiede festhalten. Ich versuchte besagten Professor zu diesem Versuch zu überreden,
aber er lehnte ab. Persönlich war er zwar neugierig, aber er konnte seine Glaubwür-
digkeit und damit seine Karriere nicht aufs Spiel setzen.
Die angenommene Objektivität der »harten« Wissenschaften ist eine ungeprüfte Hypo-
these. Was den Experimentator-Erwartungs-Effekt in den meisten Bereichen der Physik,
Chemie und Biologie angeht, besteht in der wissenschaftlichen Gemeinschaft so etwas
wie ein Schweigeabkommen. Dass es so etwas nur in der klinischen Forschung, Human-
psychologie und Tierverhaltensforschung gibt, könnte sich jedoch als Irrtum erweisen.
Ein weiteres Problem besteht darin, dass Wissenschaftler meist nur einen kleinen Teil
ihrer Daten veröffentlichen. Wenn sie sich aus der Gesamtheit der Daten die Rosinen
herauspicken, die am besten zu ihrer Hypothese passen, muss das eine einseitige
Betonung ergeben. Die ist bekannt und wird »Publikationsbias« genannt. Manchmal
ist auch vom »Schubladeneffekt« die Rede - unliebsame Daten bleiben einfach in der
Schublade.
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