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Phänomene, bei denen Telepathie im Spiel zu sein scheint, treten häufig als Reaktion
auf die Bedürfnisse anderer auf. So habe ich von Hunderten Müttern gehört, dass sie
in der Zeit des Stillens an der Brust immer wussten, wann ihr Kind sie braucht, auch
über Kilometer. Sie fühlten dann die Milch einschießen. (Der Milchflussreflex wird von
dem Hormon Oxytocin geregelt, das manchmal auch »Liebeshormon« genannt wird. Der
Reflex wird meist durch Lautäußerungen des Säuglings ausgelöst. Milch beginnt aus
den Brustwarzen auszutreten, und viele Mütter empfinden ein Kribbeln in der Brust.)
Wenn Mütter sich in einiger Entfernung von ihrem Kind befinden und fühlen, wie die
Milch einschießt, gehen die meisten ganz selbstverständlich davon aus, dass ihr Kind sie
braucht, und normalerweise haben sie damit recht. Der Milchflussreflex setzte nicht ein,
weil sie an ihr Kind dachten, sondern sie dachten an ihr Kind, weil ohne ersichtlichen
Grund die Milch einschoss.
Mit der Unterstützung einer Hebamme konnte ich neun stillende Mütter in Nordlon-
don zwei Monate lang beobachten. Wenn die Mütter sich von ihren Kindern entfernten,
notierten sie jeden einsetzenden Milchflussreflex, und die Babysitter daheim notierten
jedes deutliche Zeichen von Unbehagen bei den Säuglingen. Ich ließ alle Vorkommnisse
dieser Art unberücksichtigt, die möglicherweise aufgrund von gewohnten Stillzeiten eine
Synchronisation von Mutter und Kind bewirkten. Trotzdem zeigte sich ein klarer zeitlich-
er Zusammenhang zwischen dem unverhofften Milchflussreflex und dem Augenblick, in
dem die Kinder Anzeichen von Hunger erkennen ließen. Die statistische Wahrscheinlich-
keit eines zufälligen Zusammentreffens war eins zu einer Milliarde, also verschwindend
klein. Das bedeutet, dass die Reaktion der Mütter mit sehr großer Wahrscheinlichkeit
kein Zufall war.
Eine telepathische Verbindung zwischen Mutter und Kind wäre auch unter dem
Gesichtspunkt der Evolution eine sehr sinnvolle Sache. Wenn Mütter aus der Ferne
wissen, wann ihr Kind sie braucht, hätten solche Kinder sicherlich eine bessere Über-
lebenschance als ohne diese Verbindung.
Telepathische Verbindungen zwischen Müttern und Kindern scheinen häufig über das
Kindesalter hinaus bestehen zu bleiben. Viele Geschichten in meiner Datenbank handeln
von Müttern, die einem plötzlichen Impuls folgend ihre Kinder aufsuchten oder anriefen
und sie in einer Notsituation antrafen, von der sie über normale Kanäle nicht wissen kon-
nten.
Bis zur Erfindung der modernen Telekommunikationswege war Telepathie das einzige
Mittel des augenblicklichen Kontakts über große Entfernungen. Wenn Telepathie heute
weitgehend vom Telefon verdrängt worden ist, muss das nicht bedeuten, dass es sie nicht
mehr gibt. Tatsächlich ist das Telefon sogar ein häufiger Anlass für telepathische Kom-
munikation.
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