Biology Reference
In-Depth Information
lassen.« [299] Manche Kritiker gehen noch weiter. Jonathan Latham, Direktor des Bios-
cience Resource Project, äußerte diese Meinung:
Die wahrscheinlichste Erklärung für den Umstand, dass man mit wenigen Ausnah-
men keine Gene für verbreitete Krankheiten findet, ist die, dass es sie nicht gibt …
Die Chancen, die Sache durch weitere Forschung noch retten zu können, stehen
nicht gut. Das Geld wäre sicher in einer anderen Frage besser angelegt, nämlich:
Wenn Gene nicht an verbreiteten Krankheiten schuld sind, können wir dann vielleicht
herausfinden, was diese Krankheiten verursacht? [300]
Daneben hat auch der Optimismus der Aktionäre immer wieder Dämpfer bekommen. Als
die Biotechnologieblase im Jahr 2000 platzte, mussten etliche Firmen in dieser Sparte
aufgeben oder wurden von pharmazeutischen oder chemischen Unternehmen übernom-
men. Im Wall Street Journal erschien 2004 ein Artikel über das Milliardengrab der Bio-
technologie, [301] in dem es heißt: »Die Biotechnologie … könnte sich immer noch zu einem
Motor des Wirtschaftswachstums entwickeln und vielleicht tödliche Krankheiten heilen.
Aber es fällt einem schwer, sie als gute Investition darzustellen. Die Biotechnologie-
Branche erwirtschaftet nicht nur seit Jahrzehnten Verluste, sondern rutscht alles in allem
weiterhin jedes Jahr tiefer in die Verlustzone.« [302]
2006 veröffentlichte die Harvard Business School eine detaillierte Analyse der Sparte.
Es zeigte sich, dass »nur ein sehr, sehr kleiner Anteil« der Biotechnologiefirmen je
Gewinne erwirtschaftet hatte und der erwartete Durchbruch immer wieder ausgeblieben
war. Zur Verteidigung wurde immer wieder angeführt, man brauche einfach mehr Zeit,
doch die Studie der Harvard Business School wies in eine ganz andere Richtung:
»Angesichts der äußerst bescheidenen langfristigen Effizienz der Biotechnologie-Indus-
trie im Allgemeinen und bestimmter Firmen im Besonderen kann man eigentlich nur
sagen, dass die Kapitalgeber zu geduldig waren.« [303]
Auch wenn sich Molekularbiologie und Biotechnologie als wirtschaftlicher Fehlschlag
erwiesen haben: Die ungeheuren Investitionen, die hier getätigt wurden, hatten jeden-
falls erhebliche Auswirkungen auf die Praxis der Biologie - zunächst einfach durch die
Schaffung so vieler neuer Arbeitsplätze. Der Bedarf an Hochschulabsolventen im Fach
Molekularbiologie hat die biologische Ausbildung völlig umgestaltet. An den meisten
Universitäten beherrscht jetzt der molekulare Ansatz das Bild, und auch an den weiter-
führenden Schulen ist er von deutlichem Einfluss auf den naturwissenschaftlichen Unter-
richt.
Doch eben weil man so viel Wert auf die Molekularbiologie gelegt hat, werden ihre
Grenzen jetzt immer deutlicher. Mehr und mehr Genome von Tier- und Pflanzenarten
werden sequenziert, Tausende von Proteinen auf ihre Struktur hin analysiert, und die
Search WWH ::




Custom Search