Biology Reference
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chemischen Aktivität« vor, »die wir noch nicht ganz verstehen«, oder »bislang undurch-
schaubare Mechanismen« oder auch »Ketten von parallelen und sukzessiven Abläufen,
aus denen etwas Komplexes hervorgeht«. [289]
Obwohl viele Biologen die Vorstellung des genetischen Programms inzwischen als ir-
reführend erkannt haben, spielt es in der modernen Biologie weiterhin eine bedeutende
Rolle. Es deckt offenbar einen Bedarf. Die mechanistische Biologie entstand als Gegenbe-
wegung zum Vitalismus, und ihr Selbstverständnis ruhte von Anfang an auf der Vernein-
ung des Gedankens, in lebenden Organismen wirkten zielgerichtete geistähnliche Prin-
zipien. [290] Nur wurden diese Prinzipien dann als genetische Programme und egoistische
Gene wieder eingeschmuggelt. Das vorherrschende Paradigma der modernen Biologie
gibt sich zwar mechanistisch, ist dem Vitalismus aber erstaunlich ähnlich, nur dass die
früher von der Seele gespielte Rolle jetzt von »Programmen« oder »Informationen« oder
»Anweisungen« und »Botschaften« übernommen wird.
Die Mechanisten haben den Vitalisten schon immer vorgeworfen, sie versuchten die
Rätsel des Lebens mit leeren Worten wie »Vitalfaktoren« oder »Seele« zu lösen, mit
Begriffen, »die alles und daher nichts erklären«. Genau das gilt aber ganz genauso für
die mechanistischen Begriffe, die einfach verkleidete Vitalfaktoren sind. Wie kann eine
Ringelblume aus einem Samen wachsen? Weil sie genetisch darauf programmiert ist. Wie
spinnt eine Spinne instinktiv ihr Netz? Aufgrund der in ihren Genen verschlüsselten In-
formation. Und so weiter.
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