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waren Sie um …« - während ich das fantasierte, sah ich in der Realität auf die Uhr im Handy - »… 19 Uhr
14, während der Täter den Hotelsafe mit einem Schweißbrenner knackte?«
»Ich ging an einer einsamen Küste entlang«, sagte ich in meiner Fantasie noch mit dem Vertrauen in
meine Unschuld.
»Ein DNA-Test wird Sie überführen!«, brüllte mir der Kommissar in meiner Fantasie ins Gesicht. Neu-
lich erst war die Geschichte von dem Busfahrer ans Licht gekommen, der nach einem falschen DNA-Test
im Knast saß.
Die ersten Restaurants tauchten am Rand auf. Warum hießen diese Läden eigentlich wirklich und
wahrhaftig »Fischrestaurant zur Möwe« oder »Bambus. Traditionelle Küche«? Finden die Besitzer keine
noch klischeehafteren Namen?
Ich ging ins »Schwarze Schiff«, Untertitel: Hier schmeckt's wie bei Muttern. Mit schwarz angestrichen-
en Schiffen war der amerikanische Commodore Perry vor 150 Jahren in dieser Bucht gelandet und hatte
am Ende die Öffnung Japans erzwungen. Ich schob die Tür auf und war froh, ein junges japanisches Paar
zusehen,dasamTresenaßundtrank.Dahinter kochtenzweialte Leute -dieuralte Mutterundihrbetagter
Sohn. Die Mutter war, wie so oft in Japan, die munterere von beiden.
Noch während ich mein Menü aus Sashimi, Misosuppe, eingelegtem Tofu und kleinen Köstlichenkeiten
aß, begann, was ich befürchtete hatte. Die Alte machte Konversation und schreckte vor nichts zurück. Aus
Sicht der anderen beiden Gäste wählte sie einen ziemlich steilen Einstieg.
»Da sitzt ja ein ganz schöner Gegensatz in meinem Lokal, du da drüben hast dunkelbraune Haut und der
Ausländer hier ist ganz weiß.«
Japaner werden nicht gern dunkel genannt, das entspricht nicht dem Schönheitsideal. Und auch ich ge-
falle mir braun gebrannt besser als so gruftweiß wie nach langen Arbeitswochen.
»Na,immernochbesseralsdieAffen,dievomHügelherunterkommen«,erzähltedieAlteweiter.»Wisst
ihr, dass die hier in der Gegend in der Lage sind, Türen aufzumachen?«
Wir machten Laute des Erstaunens.
»Ja, wirklich. Dann suchen sie im Wohnzimmer den Buddha-Altar für die Verstorbenen und klauen das
Obst von der Opferschale.«
Sie plapperte munter weiter: »Mit wem bist du denn hier, wo ist deine Freundin?«
»Ich reise allein.«
»Also nein, das geht doch nicht. Das ist doch langweilig, und dann schmeckt auch das Essen nicht.«
ZumTrostgabsiemireinenKrugvondemörtlichenReisbranntweinaus-sobedauertesieeinen,derallein
verreisen musste.
Japans Gruppenbewusstsein inderkonservativen Gesellschaft macht es denLeuten manchmal schwer,den
passenden Partner zum Heiraten zu finden. Auf ihrer Wahl lasten einfach die Erwartungen von zu vielen
Leuten. Viele junge Frauen bleiben heute daher einfach Single.
Um den richtigen Partner zu finden, der wirklich alle Seiten zufriedenstellt, legen sich die Japaner ziem-
lich krumm. Immerhin müssen nicht nur die Schwiegereltern, sondern auch der Arbeitgeber und das son-
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