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stigesozialeUmfeldeinverstandensein.EinganzesBuch,»DasZeitalterderEhepartnersuche«,beschäftigt
sichmitdemPhänomen,dasinJapanunterdemStichwort»Konkatsu«läuft,»Heiratsaktivitäten«.DerVer-
lag hat binnen eines Jahres 200 000 Exemplare verkauft und druckt fleißig nach. Autor Masahiro Yamada
nennt das Problem offen beim Namen: Die Verkupplung durch die älteren Damen in der Nachbarschaft
oder professionelle Heiratsvermittler hat aufgehört, aber Japan hat keinen geeigneten Ersatz gefunden.
Der Unterwäschehersteller Triumph hat sogar einen Konkatsu-Büstenhalter entwickelt, mit einer Uhr
auf der Innenseite, die sich nur durch das Einführen eines Eherings stoppen lässt. In Baseballstadien gibt
es Blöcke mit Konkatsu-Sitzen für ehewillige Männer und Frauen. Weil alle, die da sitzen, wissen, woran
sie sind, können sie zwanglos ins Gespräch kommen. Alle anderen sind schließlich auch Singles, oder sie
haben die falsche Karte gekauft.
Der Stadtrat meines Viertels organisiert Konkatsu-Partys, um die Geburtenrate endlich zu erhöhen. Ein
lose befreundeter Journalist in meinem Alter erzählte kürzlich bei einer Jahres-Vergessens-Feier, dass er
gerade geheiratet habe. »Meine Frau hatte mir der Ressortleiter vorgestellt und zur Hochzeit empfohlen.
Dahabeichsiegleichgenommen,daserschienmireineguteGelegenheit zusein«,erzählte erganzlocker.
Die Gruppe - hier die Firma - sorgt im richtigen Japan auch für die Brautschau.
Auch Akiko hatte es offenbar nicht einfach. Über ihre Partnersuche redeten wir länger bei einem Trip
in die Berge. Kenji war immer noch dabei, den Sinn seines Autos unter Beweis zu stellen, und fuhr uns
zur »Schlucht des aufgestiegenen Eremiten«, Shosenkyo. Aus der Schlucht führte eine Seilbahn auf den
Eremitenberg. Von der Bergstation mit allen Annehmlichkeiten wie Restaurant, einem Schrein und zwan-
zig Getränkeautomaten führte ein Waldweg in Richtung des eigentlichen Gipfels. Diese Ecke Honshus sah
aus wie eine Berglandschaft in Süddeutschland. Wir liefen auf losem Laub durch Mischwald.
Das Gespräch drehte sich schon bald um die Partnerwahl.
»Für Akiko wird die Zeit knapp«, provozierte Kenji. Das Bergklima schien Akiko gesprächig gemacht
zu haben. Heute redete sie von Heirat, von geeigneten und ungeeigneten Männern, und sogar von Kindern.
»Die Typen haben alle so komische Erwartungen«, sagte sie. »Vor allem die mit Geld wollen, dass ich
meinen Job aufgebe, um ihre Kinder liebevoll aufzuziehen.«
»Was ist so schlimm daran, sich aushalten zu lassen?«, frage Kenji. Er lief einige Meter neben dem Weg
oben am Hang.
Akiko warf ihm nur einen verächtlichen Blick zu.
»Dann such dir doch jemanden mit weniger Geld, als du selbst hast«, schlug ich vor.
Akiko: »Romantiker! Wie soll ich mir denn dann die Studiengebühren für das Kind leisten?«
»Wie wäre es, wenn du deinem Herzen folgst?«, fragte Kenji.
»Die tollen Männer sind schon vergeben.«
Das konnte nicht stimmen, denn die meisten Japaner heiraten erst in den Dreißigern.
»Was ist mit Yusuke?«
Es wirkte immer mal wieder so, als seien die beiden zusammen, was Akiko jedoch jedes Mal bestritt.
»Du willst doch nicht im Ernst vorschlagen, dass ich Yusuke heirate?«
Noch vor wenigen Jahrzehnten war auch in Japan die Welt noch in Ordnung gewesen. Alle haben Mitte
zwanzig geheiratet. Alle. DieFirma übtesubtilen Druckauf25-Jährige beiderlei Geschlechts aus,dienoch
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