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Insel und Ausland oder Nippons Mühe mit uns Langnasen
Von 1639 bis 1854 riegelte sich Japan komplett gegen die Außenwelt ab und schoss mit Kanonen auf jedes
Schiff, das sich näherte. In der Abgeschiedenheit bildete sich eine ganz besonders originelle Kultur, so wie
durch Isolation auf den Galapagosinseln einzigartige Tierarten entstanden. Das Problem: Im Herzen wehren
sich viele Japaner heute immer noch gegen alles Fremde. Die gute Seite: Sie sind dabei unwahrscheinlich
neugierig und freundlich.
Japan tut sich mit Ausländern ziemlich schwer. Zwischen Hokkaido und Okinawa wohnten 2009 nur 1,5
Millionen Nichtjapaner, das waren bloß 1,2 Prozent der Bevölkerung. Statistisch gesehen kann kaum einer
im Land wirklich Erfahrungen im Umgang mit Ausländern sammeln.
AmliebstenwürdendieInselbewohnerganzaufAusländerverzichten,aberdasgehtfüreineExportnation
ineinerglobalisiertenWeltauspraktischenGründennicht.UndwerwürdedenGeschäftsleutensopreiswert
eine sanfte Massage zuteilwerden lassen wie die illegal eingewanderten Mädchen von den Philippinen? Be-
merkenswert war allerdings die Konsequenz, mit der sich das Land in der Wirtschaftskrise überschüssiger
Arbeitskräfteentledigte.AlsdieKonjunkturrundlief,durftenBrasilianerjapanischerAbstammungzuZehn-
tausenden ins Land. Im Jahr 2008 erhielten sie plötzlich eine Prämie von einigen tausend Euro, sollten dafür
abernachBrasilien zurückkehren -unddurftenihrLeben langnicht wieder einreisen. DieBrasilianer japan-
ischer Abstammung waren ernsthaft enttäuscht vom Land ihrer Vorfahren. Japan ist wirklich kein Einwan-
derungsland.
Wir Mitarbeiter westlicher Firmen in Tokio sind dagegen so eine Art Luxus-Ausländer mit Vorzugsbe-
handlung. Die Klagen einiger Europäer kommen mir ziemlich kleinlich vor. Sie mäkeln vor allem über ihre
Vermieter. In Tokio müssen Ausländer zusätzlich zur Kaution noch japanische Bürgen stellen. Sie könnten
schließlich jederzeit abhauen, so die Angst der Wohnungsinhaber.
Die Regenbogenpresse schlachtet das Misstrauen gegenüber dem Ausland nach Kräften aus. In der Zeits-
chrift »Spa« fand ich eine Doppelseite darüber, »wie die Ausländer unser gebeuteltes Japan in der Krise
schänden«, womit geschickt noch der Dreh zur Wirtschaft geschafft war. Afrikaner fassen da japanischen
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