Travel Reference
In-Depth Information
In den Bussen gibt es vor allem Ermahnungen, Sicherheitshinweise, Warnungen der Polizei (»Machen
Sie am Geldautomaten keine Überweisungen, wenn Sie am Handy darum gebeten werden!«). Dazu kom-
men Aufforderungen zum Umgang mit älteren Mitbürgern und Fahrgästen mit einer Behinderung und der
Rat, bis zum vollständigen Halt auf dem Platz sitzen zu bleiben. Zum Schluss folgen Umsteigemöglich-
keiten und Streckeninformationen.
In allen Mietwagen, die ich bekam, machte ein kleiner schwarzer Kasten hinter der Windschutzscheibe
seineDurchsagen.Fahrer,dieeineAbbuchkartefürdieAutobahnmautbesitzen,könnensieineinenSchlitz
an dieser Box stecken. Da ich keine hatte, warnte mich das Gerät zwischendurch immer wieder: »Sie
können ETC nicht verwenden. Es ist keine Karte eingeführt. Fehler! Null-Eins!« Im Gegensatz zu der
einschmeichelnden Stimme der Navigation fiepste das Mautkartengerät unangenehm hoch. Lastwagen tra-
gen dagegen außen Lautsprecher, die beim Abbiegen die Fußgänger warnen sollen.
Wenn Miguel im Wohnzimmer seines Appartments auf einen Knopf an den Schalttafeln drückte, lief im
Bad das Wasser ein. »Es läuft nun das Wasser ein«, sagte eine Frauenstimme, und zehn Minuten später:
»Das Bad ist nun bereitet mit 41,5 Grad Celsius. Achtung, das Wasser ist sehr heiß!«
EineToiletteinformiertemicheinstmiteinfühlsamerStimme,dasssieden»Abspülvorgangstartenwird,
sobald der werte Nutzer sich erhoben« habe. Ich saß mit aufgerissenen Augen auf dem Sitz und fragte
mich, wer da sprach.
In japanischen Comics kommen Roboter oft besser weg als Menschen, so im Klassiker »Astro Boy« aus
denFünfzigerjahren.Derniedliche»EisenarmAtom«stelltmitseinenSuperkräftennieetwasBösesanund
rettet stattdessen unverdrossen die Menscheit. Jetzt arbeiten die Japaner daran, ihre Comics Wirklichkeit
werdenzulassen.HondazeigtekürzlicheinenPrototypfürdieSteuerungvonHaushaltsroboterndurchGe-
hirnwellen.DieIngenieurebeiToyotaließeneinenihrerRobotermitfünfFingerngefühlvollGeigespielen.
Allein während ich in Japan war, stellten andere Firmen Dutzende von Prototypen und Ideen vor:
einen Roboter als Lehrerin, einen Arbeitsroboter für radioaktive oder chemisch verseuchte Orte und die
elektrische Rezeptionistin. Tee zu servieren gehört schon zum alten Eisen, das konnten Prototypen bereits
vor zehn Jahren. Die Japaner sind fest davon überzeugt, dass diese Geräte als Massenanwendung die
Haushalte bevölkern werden.
In einem Nudelsuppenladen in Nagoya bereiten bereits zwei Roboterarme die Ramen zu. Sie heißen
»Chef«und»Küchenjunge«undbenutzendiegleichen KochlöffelundSiebewiemenschliche Köche.Und
wie zwei japanische Nudelchefs tauschen die beiden Roboterarme Witze und flotte Sprüche bei der Arbeit
aus. Die Stimme klirrt allerdings im Vergleich zu meinem Getränkeautomaten ziemlich digital, da könnte
die Herstellerfirma noch etwas verbessern.
JapansRegierunghatbeschlossen,sichmitAutomatisierungundRoboternausdemArbeitskräftemangel
zubefreien.WoinderdeutschenDiskussiondieZuwandererstehen,redendieJapanervonTechnik.Toyota
basteltschonaneinemmenschenähnlichenRoboterfürdiePflege.DieKrankenschwesterausPlastikteilen,
Servomotoren und Sensoren konnte vor der Presse bereits Menschen im Bett herumdrehen. Sie trug dabei
eine stilisierte Haube und Schürze aus weißem Plastik, konnte sprechen und Sprache verstehen. Vorbe-
haltehabendieJapanergegendieeisernePflegekraftnicht.IneinerTV-DiskussionsagteeineältereDame:
»WennunsüberallRoboterhelfen,hatmeineTochtersicherauchmehrZeit,michzubesuchen.«Sieschien
sich fast darauf zu freuen, von der Roboterin gewaschen zu werden.
Search WWH ::




Custom Search