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Men'sBras,japanisch»Menzubura«,standenimJanuar2009inderKategorie»Herrenunterwäsche«des
Internethändlers Rakuten auf Platz eins der Verkaufsliste.
»Richten sich diese Produkte an Homosexuelle als Zielgruppe?«, fragte Herr Yamahira.
»Wir würden uns nicht wundern, wenn auch zahlreiche Homosexuelle zu unseren Kunden gehören«,
erklärte der Firmenchef. »Aber wir sind uns ganz sicher, dass auch viele heterosexuelle Männer Spaß an
den BHs haben.«
Die Einstiegsmodelle kosteten nur etwa 15 Euro. Der Kunststoff, aus dem sie bestanden, sah nicht wirk-
lich tragefreundlich aus. Nur der Kollege von der Nachrichtenagentur Reuters folgte dem freundlichen
Angebot von Wishroom, das Ding vor allen anderen anzuprobieren. »Willst du das wirklich machen?«,
raunte sein Kameramann ihm noch zu. »Ein echter Reporter schreckt vor keinem Abenteuer zurück«,
flüsterte dieser zurück. Er hielt sich sehr aufrecht, während er sein Hemd aufknöpfte. Ein Held der
Massenmedien, der für die Zuschauer sicherlich auch in den Gaza-Streifen oder den Irak gehen würde.
Seine weiblichen Kollegen hätten kurz darauf zeigen können, dass sie ähnlich mutig sind. Ich sah eine
AnzeigefürdenbeheiztenBüstenhalter,diesmalfürDamen.LeiderhatteichdiePräsentationverpasst.Das
Kleidungsstück sollte aber auf jeden Fall dem Kampf gegen die globale Erwärmung dienen. Denn, so die
Erklärung, wer warme Brüste hat, muss nicht so viel heizen.
In einer ganz anderen Szene tragen die Fetischisten die Uniformen verschiedener Berufsgruppen: die
Trachten vonKrankenschwestern, Stewardessen, Kellnerinnen, nichts ist vorihnen sicher.Der Kurzbegriff
dafür lautet Cosplay, für »Costume Play«. Im Rotlichtviertel Kabukicho sind viele der Bordelle auf einen
bestimmten Fetisch ausgerichtet. An - fang 2010 öffnete das »Himmelreich« und warb mit Fotos von
Mädchen in Engelskostümen mit weiten Flügeln und viel, viel Puder - Slogan: »Unsere Himmelsbotinnen
bringen Sie ins Paradies«. Die Klassiker sind aber sicher die Etablissements mit Medizinthema, etwa das
»Diagnose-Pub«(»UnsereheißenSchwesternmessenIhrFiebererstvonvorne,dannvonhinten!«)unddie
Mädchenschule (»Kopien der Uniformen von über hundert Bildungseinrichtungen aus dem ganzen Land
vorrätig!«). In einem anderen Laden können sich Angestellte nach der Arbeit in einem nachgebauten U-
Bahn-Wagen von Girls ohne Schlüpfer belästigen lassen.
Einige Fetischisten machen durch Beschaffungskriminalität auf sich aufmerksam. Meine Quellen für
die Geschichten sind denkbar glaubwürdig: die Magazine von Herrn Yamahira und seinen Kollegen sowie
Boulevardsendungen, die im Fernsehen nach zehn Uhr abends kommen. Neulich recherchierte Yamahira-
san Details zum Fall des Uni-Professors Kazuhide Uekusa, der immer wieder auf Rolltreppen sein Handy
unter den Rock von Schülerinnen hielt und anstößige Fotos machte. Der einstmals distinguierte Hoch-
schullehrer musste dafür in den Knast.
Der 39-jährige Tetsunori Nanpei dachte dagegen ernsthaft, er könne sich in eine Mädchenschule einsch-
leichen und würde in Schuluniform und mit langhaariger Perücke unter den anderen Girls gar nicht weiter
auffallen. Er hatte die Uniform im Internet bestellt und stolzierte nun damit auf den Schulhof. Die Mäd-
chen schrien, zeigten auf den Mann und begannen, ihn zu schlagen. Nanpei floh, doch ein Angestellter der
Schule stellte ihn an einem Flussufer.
In einer anderen Oberschule für Mädchen nahm ein Fetischist 77 Paar Hausschuhe mit. Ein weiterer
Dieb schlich sich in ein Wohnheim der Bahngesellschaft JR East ein, um Originaluniformen von Schaffn-
erinnen zu klauen.
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