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kohol während der Gärung, war erfunden. Ausgerechnet die zwei Lebensmittel, für die
Portugal weltbekannt ist, waren also aus Notlösungen zur längeren Haltbarkeit auf See
entstanden: bacalhau und vinho do Porto .
Die Beimischungen zum Wein hatten vor der Gründung der bereits erwähnten Mo-
nopolgesellschaft in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts jedoch ein bedenkliches
Ausmaß erreicht. So berichtet John Croft, Sproß einer der ältesten englischen
Portwein-Dynastien, 1788 in seinem »Treatise on the wines of Portugal«, es sei damals
so weit gekommen, daß man den Weinen Holunderbeeren beimischte, um einerseits
eine schöne Farbe zu erhalten und andererseits den billigen Fusel geschmacklich abzu-
federn, den man während der Gärung zugesetzt hatte. Erschwerend kamen noch Zu-
cker, Pfeffer und der damals als Ochsenblut verschriene spanische Rotwein hinzu. So
daß Croft resümierend feststellt, man habe die Reinheit, den guten Ruf und den Glau-
ben an die Qualität der Weine aus dem Douro-Tal leichtfertig aufs Spiel gesetzt, um
großen Profit zu erzielen. Die Weine, so Croft, erreichten England bis zur Mitte des
18. Jahrhunderts zunehmend »devoid of taste, body, colour or goodness of any kind«,
was dazu führte, daß man nicht nur alle möglichen Weine dem Blendertropfen vorzog,
sondern jedes andere Getränk überhaupt.
Das hatte den Niedergang zur Folge, welchen der Marquês de Pombal mit seiner
Monopolgesellschaft stoppen konnte. Die Engländer jedoch blieben bis heute neben
den Portugiesen die wichtigsten Portweinhändler, und ein kurzer Blick von der Alt-
stadt Portos aus auf das gegenüberliegende Ufer von Vila Nova da Gaia zeigt eine Port-
weinkellerei neben der anderen, was besonders abends, wenn die bunten Neonschrift-
züge den Hügel rot, grün, gelb und weiß leuchten lassen, ein beeindruckendes Abbild
der Portweinlandschaft ergibt. Bemerkenswert, daß ausgerechnet das älteste Portwein-
haus mit dem schönen Namen Kopke 1638 von einem Deutschen gegründet wurde. Die
Einfuhr geschieht noch heute in der Regel durch Handelshäuser in den alten Hanse-
städten Bremen und Hamburg.
Gegenwärtig werden jährlich 800 000 Hektoliter Port produziert, und ausgerechnet
Frankreich, dereinst indirekt für die Entstehung der Nachfrage verantwortlich, führt
die Liste der Konsumenten vor Holland und Portugal an. Freilich, so verriet ein Händ-
ler, trinken die Franzosen vorwiegend ziemlich miesen Ruby-Port aus dem unteren
Douro-Tal. England rangiert vor Deutschland nur noch an fünfter Stelle. Vor allem
nach den speziellen Luxusprodukten wie Late Bottled Vintage, Vintage Character,
zwanzig und dreißig Jahre altem Port und dem unübertroffenen Jahrgangsport steigt
die Nachfrage kontinuierlich. In Portos bestem Hotel, dem traditionellen Infante de Sa-
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